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vorlauf bühne Esther Slevogt betrachet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Volksbühne hat ja schon lange begriffen, dass Theater in Zeiten wie diesen nicht bloß der Unterhaltung dienen, sich nicht ausschließlich als moralische Anstalt seine öffentliche Zuwendung verdienen kann. In unseren Tagen muss das Theater Zufluchtsstätte für all die transzendental obdachlos Gewordenen sein: Diskursheimat und intellektuelle Wärmestube. Das praktiziert Castorfs Theater nun seit zehn Jahren mit Erfolg. Und während die anderen Berliner Theater sich immer noch um Nachahmung des Modells bemühen, DJ-Nights, Diskussionsrunden und Diskurstheater aller Art organisieren, startet man am Rosa-Luxemburg-Platz in neue Dimensionen. Bert Neumann, dessen Handschrift alles Heimatliche an der Volksbühne unverkennbar trägt, hat das Theater zur „Neustadt“ umgebaut: mit eingerichteten Häusern und Geschäften, wo nicht bloß die Schauspieler aus beruflichen Gründen kurzfristig beheimatet sein werden, sondern auch die Zuschauer: Am Donnerstag zunächst in Frank Castorfs Inszenierung von Dostojewskis „Idiot“, Samstag dann in René Polleschs „24 Stunden sind kein Tag. Escape from New York“, ziemlich frei nach Fassbinder und John Carpenter. Auch erhellen zwei hochkarätige Gastspiele diese Woche den Berliner Theaterhimmel: Am Deutschen Theater ist Michael Thalheimers Hamburger Thalia-Inszenierung von Schillers „Kabale und Liebe“ zu Gast (Samstag, Sonntag). Die Schaubühne zeigt Luk Percevals Lear-Bearbeitung „L. King of Pain“ (Donnerstag bis Samstag). In der Schaubühne hat auch am Mittwoch Tankred Dorsts Drama „Merlin oder Das wüste Land“ Premiere, Weltmärchen und apokalyptisches Spektakel über den Verlust von Träumen und Utopien. Lauter Höhepunkte!

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