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Autobahn-Blick

Für den Umbau des Autohauses Raffay fallen 31 Bäume. Die Anwohner erfahren davon erst, als die Motorsägen schon laufen

von GERNOT KNÖDLER

Dass sich seine Nachbarschaft einschneidend verändern würde, erfuhr Theo Bruns erst, als es zu spät war: als die Motorsägen knatterten und die ersten Bäume auf dem Gelände des Autohauses Raffay zwischen Linden- und Fruchtallee umstürzten. Mit dem Segen des bezirklichen Bauausschusses ließ die Firma 31 Bäume fällen. Auf den Gedanken, die Nachbarn zu informieren oder gar um ihr Einverständnis zu bitten, ist offenbar niemand gekommen – weder die Verwaltung, noch die Politik, noch das Autohaus.

Raffay möchte seinen Hauptsitz an der Fruchtallee, in dem nach Firmenangaben 150 Menschen arbeiten, für sechs Millionen Euro umbauen. Eine Einfahrt soll geschlossen, die alte Werkstatt abgerissen werden. An deren Stelle, so Geschäftsführer Horst Rechenberg, werde man eine moderne Werkstatt sowie einen neuen Verkaufsraum bauen und die Einfahrt ganz nach Osten verlegen. Die neuen Gebäude würden höher und damit auch den Lärmschutz der hinter dem Raffay-Gelände liegenden Lindenallee verbessern.

Die acht Bäume in der Mitte des Parkplatzes mussten Rechenberg zufolge weichen, um das Rangieren auf dem Parkplatz zu erleichtern. Warum die Bäume am Rand des Parkplatzes fallen mussten, ist nicht klar, denn am Rand des Betriebshofes sollen neue Bäume gepflanzt werden, „so groß wie möglich und so dicht wie möglich“, wie Rechenberg versichert. Nach Auskunft eines Fachmannes hätten die alten Linden ihren „Kulminationspunkt überschritten“.

Anwohner Theo Bruns hält das für einen massiven Eingriff in sein Wohnumfeld. Auf die Interessen der Leute in der Lindenallee sei keinerlei Rücksicht genommen worden. Die 40 Jahre alten Linden hätten die Wohnstraße von der sechsspurigen Fruchtallee abgeschirmt. „Nun vermittelt sich optisch und akustisch der Eindruck, an einer Autobahn zu wohnen“, sagt Bruns. Die geplante Neupflanzung von 22 Bäumen könne das nicht verhindern. Dem Bezirk wirft er zusammen mit anderen Anwohnern vor, „dass nicht die mindeste Güterabwägung vorgenommen“, sondern das Fällen aller Bäume genehmigt wurde.

„Im Prinzip ging es darum, eine neue Baumpflanzung auf der tatsächlichen Grundstücksgrenze hinzubekommen“, sagt Joachim Nawrath vom Bezirksamt. Es würden weniger Bäume gesetzt, weil die alten zu eng gestanden hätten. Die Anwohner einzubeziehen, sei in einem solchen Fall nicht üblich und für die Verwaltung nicht leistbar.

Der Bezirkspolitik stufte die Baumfällung offenbar als nicht brisant ein. Im Kerngebietsausschuss sah sich keine Fraktion in der Lage, substanziell Auskunft zu geben. Die eigens erschienenen Anwohner wurden für weitere Informationen zur nächsten Bauauschuss-Sitzung am 28. Oktober eingeladen.

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