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Wieder eine aus dem Westen

Neue Staatssekretärin für Arbeit und Frauen wird die parteilose Susanne Ahlers

Harald Wolf hat eine Überraschung präsentiert. Der Wirtschaftssenator und führende Kopf der PDS im Senat stellte gestern eine neue Staatssekretärin vor, die niemand auf der Rechnung hatte. Ab November soll sich die 42-jährige Susanne Ahlers für Wolf um Arbeit und Frauen kümmern.

Die gelernte Erzieherin und studierte Politikwissenschaftlerin Ahlers war bisher als „Kommunale Frauenbeauftragte“ der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden tätig. Vorher wirkte sie als Büroleiterin der Frauenministerin von Schleswig-Holstein, Angelika Birk, und davor als Referentin der dortigen Sozialministerin Heide Moser. Birk ist eine Politikerin der Grünen, Moser gehört der SPD an. Für die Sozialdemokraten war Ahlers schon vorher tätig: In der SPD-Bundestagsfraktion absolvierte sie 1993 ein Praktikum. Für die PDS arbeitete Ahlers zwischen 1995 und 1997 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der sozialistischen Bundestagsgruppe. Ahlers stammt aus Niedersachsen.

Am Montag hatte sich der erst kürzlich von einer Asienreise zurückgekehrte Senator zu einem längeren Gespräch mit seiner Kandidatin getroffen. Anschließend setzte er den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und die Arbeitsmarktpolitiker in der PDS-Fraktion in Kenntnis. Seit dem Abgang der Vier-Tage-Staatssekretärin Esther Schröder (PDS) war über eine Nachfolgelösung spekuliert worden. Dass sich Wolf für eine Frau entschied, die weder in der DDR aufgewachsen noch Mitglied der PDS ist, überrascht. Seit der verlorenen Bundestagswahl gärt es in der PDS: Eine wütende innerparteiliche Linke kritisiert, die PDS grenze sich nicht ausreichend von der SPD ab und verliere besonders in den rot-roten Regierungen von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern an Profil. In Berlin wird zudem immer wieder bemängelt, dass die Mehrheit der PDS-Senatoren und Staatssekretäre nicht aus dem Osten stammt.

Wolf erklärte gestern vor Journalisten: „Ich habe mir die Blickrichtung nicht einengen lassen. Entscheidend war für mich die fachliche Eignung.“ Eine sofortige Verbeamtung, wie sie ihre Vorgängerin vergeblich forderte, habe im Gespräch mit Ahlers „keine Rolle gespielt“, berichtete Wolf. ROBIN ALEXANDER

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