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was macht eigentlich... … Hans Modrow?

Geister beschwören

Der Ehrenvorsitzende der PDS hat den Genossen Abgeordneten vorgeworfen, sie setzten sich nicht für den ehemaligen Staats- und Parteichef der DDR, Egon Krenz, ein. Nachdem alle Gesuche um Krenz’ vorzeitige Entlassung vom Berliner Gnadenausschuss abgelehnt worden sind, ist es Modrow unverständlich, dass prominente PDS-Politiker sich nicht öffentlich äußerten.

Krenz verbüßt seit Januar 2000 eine sechseinhalbjährige Haftstrafe wegen seiner politischen Mitverantwortung für die Todeschüsse an der Grenze. Über 50 Gnadengesuche sind für den Mann mit dem markanten Lächeln inzwischen eingereicht worden. Zuletzt hatte Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) entschieden, dass Krenz weiter sitzen muss. Dabei war der auf dem besten Weg, im neuen Deutschland anzukommen. Im Dezember 1989 hatte Honeckers Kronprinz nach nur zwei Monaten seinen Job als Staatsratsvorsitzender hingeworfen. Kurz nach der Wende wurde Krenz Opfer der strukturellen Arbeitslosigkeit von DDR-Politikern, seit 1992 ging er offiziell stempeln. Im April 2000 begann er dann als Freigänger eine zweite Karriere und wurde Vertreter einer Reha-Firma aus Nordrhein-Westfalen.

Doch um Rehabilitation geht es Modrow offenbar weniger. Der Grandseigneur der PDS meint, die „Sparsamkeit bei politischen Aussagen“ sei für den Koalitionspartner im Senat „gewiss nicht zwingend erforderlich“. Geht es also um die Freilassung der politischen Gefangenen? Um den guten Geist der DDR? Oder was? JTG

FOTO: AP

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