piwik no script img

Schon wieder US-Alleingang

Rüstungskonzern Northrop Grumman will trotz Ablehnung des Bundes U-Boote nach Taiwan liefern. Kieler HDW ist Partner der Amerikaner

Der US-Rüstungskonzern Northrop Grumman hält trotz der Ablehnung der Bundesregierung an seinem Ziel fest, U-Boote seines Kieler Partners HDW an Taiwan zu liefern. „Dort liegt ein interessanter Markt, den wollen wir bedienen“, sagte der Chef des amerikanischen Rüstungsriesen, Kent Kresa, dem Handelsblatt. Zurzeit würden Gespräche mit der Bundesregierung geführt, unter welchen Umständen Exporte möglich seien. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, ihm lägen keine Anträge auf Bewilligung eines solchen Geschäfts vor.

Berlin hatte stets betont, dass die Lieferung von deutschem Kriegsgerät an Taiwan auch über Umwege nicht zulässig sei, da Deutschland nur die Volksrepublik China anerkenne. „Falls die Bundesregierung keine Zustimmung gibt, existieren Alternativen in und außerhalb Europas“, sagte Kresa dennoch, ohne nähere Angaben zu machen. Gespräche über einen möglichen Export seien eine Angelegenheit zwischen HDW und der Regierung, räumte Konzernchef Kresa ein.

HDW und Northrop Grumman haben eine Vertriebsvereinbarung, nach der der US-Konzern die Vermarktung von U-Booten in Regionen übernimmt, in denen HDW noch nicht vertreten ist. Dabei gebe es auch Überlegungen, U-Boote künftig zum Teil in Kiel zu bauen und dann in den USA fertig zu stellen, hieß es.

Von einer Exporterlaubnis könnte auch ein direkter Einstieg von Northrop Grumman bei HDW abhängen, sagte Kresa.

Die größte deutsche Werft HDW war vom inzwischen zusammengebrochenen Babcock-Borsig-Konzern an den US-Investor One Equity Partners (OEP) verkauft worden, dem in Medienberichten Nähe zur amerikanischen Rüstungsindustrie nachgesagt wird. LNO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen