: Parkgroschen für‘s Rad
Uni bekommt ein Fahrradparkhaus, das Gebühren kostet. Die alten Fahrradständer auf dem Campus sollen nach und nach verschwinden
von HELENE BUBROWSKI
Dass Dagmar Meyers Wunsch doch noch in Erfüllung geht, wer hätte das nach dem Regierungswechsel gedacht. Die Fahrradbeauftragte des Senats hatte sich noch zu rot-grünen Zeiten wiederholt für den Bau von Fahrradparkhäusern ausgesprochen.
Auf dem Uni-Campus entsteht gerade das allererste: Die Baustelle lässt seine spätere Form erahnen: schlank und lang gezogen soll es zwischen Philosophenturm und Audimax stehen, zweistöckig mit 300 bis 350 Plätzen, die Fassade aus reinem Plexisglas. „Diese Transparenz ergibt optisch eine harmonische Einheit mit dem Audimax“, erklärt Uni-Sprecher Peter Wigand.
Meyers Parkhausidee stieß auch beim Asta auf positive Resonanz. Denn an den Fahrradständern gibt es stets zu wenig Platz. Auch ist ein Rad nicht sicher, wenn es über Nacht auf dem Campus steht. Deshalb begrüßt der Asta-Vorsitzende Sebastian Leber die Möglichkeit, „Fahrräder sicher und trocken unterstellen zu können“. Neben dem Parkhaus soll in einen Holzbau eine Radwerkstatt einziehen; „CampusRad“, derzeit im Keller des Pädagogischen Instituts, gilt als Favorit bei der Ausschreibung.
Doch die Sache hat zwei Haken. Auf Nachfragen der taz stellte sich heraus, dass das Radparken nicht kostenlos sein wird. Ein Mietplatz soll pro Monat „etwa fünf Euro kosten“; über den genauen Preis werde noch verhandelt, erklärt Peter Wiegand.
Die Uni-Leitung plane, so der Sprecher weiter, „am Rande des Campus noch mehrere Fahrradparkplätze zu bauen“, beispielsweise hinter dem WiWi-Bunker, am Geomatikum, am Martin-Luther-King-Platz und an der Binderstraße. Insgesamt soll damit Platz für 1000 Fahrräder geschaffen werden, was bei knapp 40.000 Studenten nicht viel ist.
Die alten Radständer auf dem Campus werden die Studenten in Zukunft allerdings nicht mehr nutzen können. Sie werden abgebaut, weil sie „von verschiedenen Seiten als störend empfunden wurden“, wie Wiegand erklärt. Besonders von Behinderten, die mit ihren Rollstühlen nicht daran vorbeikämen.
Auf die Frage, ob es tatsächlich Beschwerden gab, wurden vom Büro des Behindertenbeauftragten der Universität keine Auskünfte erteilt. Beim Studentenwerk lagen „keine Beschwerden“ aus jüngerer Zeit vor. Vor mehr als einem Jahr, so eine Mitarbeiterin, habe ein Ständer am Philosophenturm das Wegenetz für Behinderte blockiert. Doch „das Problem ist längst gelöst“, das Gestell wurde verschoben.
„Hier wird Kohle auf Kosten der Studenten gemacht“, beklagt Sebastian Leber. Der jetzige Asta, so moniert er, sei bei dieser Entscheidung weder informiert noch um Stellungnahme gebeten worden. Ohne die Fahrradständer werde es auf dem Campus „viel weniger chaotisch zugehen“, hofft dagegen Peter Wiegand. Ob denn Fahrradfahren auch irgendwann unerwünscht sein wird? „Auf gar keinen Fall!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen