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In Braunschweig zu Hause

Nach langer Suche und einer zwischenzeitlichen Vertreibung nach Itzehoe haben die Hamburg Blue Devils endlich ihr Wohnzimmer gefunden: In Braunschweig verteidigen sie gegen die dort heimischen Löwen erneut ihren Titel

Es reicht, wenn wir Braunschweig einmal pro Saison schlagen und zwar im Endspiel

von OKE GÖTTLICH und STEFAN FLOMM

Vertrieben, gescholten und heimatlos. Eine weitere achterbahngleiche Saison der Hamburg Blue Devils in der German Football League hat ihr unerwartetes Ende gefunden. Vor 21.000 zahlenden Zuschauern besiegte der als Underdog angetretene Titelträger die veranstaltenden Braunschweig Lions im German Bowl mit 16:13. Für die Teufel war es nach 1996 und 2001 nun der dritte Titelgewinn.

Dabei dominierten die Braunschweig Lions die Liga vor und während der Play-Offs nach Belieben. Ohne Niederlage zogen sie in die German Bowl ein und gewannen dabei auch zweimal gegen die Hamburger. Diese Niederlagen gegen den ewigen Konkurrenten konnten die Hamburger erfolgreich verdrängen. Ebenso wie Rückschläge außerhalb des Spielfelds, die über die gesamte Saison auf den schrankbreiten Schultern der Spieler lasteten. Finanzielle Engpässe konnten die Teufel genauso wenig in die Knie zwingen, wie der Rausschmiss von Erfolgscoach Kent Anderson. Ebenso wie diese Unwegsamkeiten trotzten die Devils den Übernahmegelüsten des FC St. Pauli, der die Devils als einen passenden finanziellen Mosaikstein für das geplante Stadionprojekt betrachtete. Als auch der HSV den Blue Devils vertraglich das Hausrecht für die Play-Offs entzog, hatte Deutschlands bestes Football-Team keine Spielstätte mehr. Man musste bis nach Itzehoe ziehen, um bedenkenlose Platzwarte zu treffen.

Nur wenige positive Nachrichten ragten aus dem Dickicht an Schwierigkeiten heraus. Als die Mannschaft in der bereits laufenden Saison ihren im letzten Jahr verdienten Champions-Ring überreicht bekamen, fingen einige wieder neuen Mut. Die Verpflichtung des Trainers John Rosenberg formte das Team zu einer Einheit, die sich das Ziel Deutsche Meisterschaft langsam wieder zutrauen sollte.

„Die Mannschaften sind nahezu gleich stark“, analysierte Hamburgs Trainer John Rosenberg die Partie im Vorwege. Nach dem Spiel fügte er hinzu: „Heute war einfach unser Tag.“

Dabei hatte das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft für die Braunschweiger nach Maß begonnen. Schon beim zweiten Spielzug landete ein Pass des Hamburger Spielmachers Kareem Wilson in den Händen eines Braunschweigers, so dass die Lions mit ihrem ersten Angriff den ersten Touchdown erzielen konnten. Viele erwarteten nun einen klaren Erfolg der Lions.

„Jeder Favorit ist schlagbar“, sagte der Blue Devil Estrus Crayton, der von 1997 bis 1999 die Deutsche Meisterschaft mit den Lions feiern konnte und seine achte German Bowl in Folge spielte. Langsam zermürbte er die Defensive der Lions und wurde ohne einen Punkt selbst erzielt zu haben, erstmals zum wertvollsten Spieler des Finales gewählt.

Bis wenige Sekunden vor dem Ende der Partie hätten die Braunschweig Lions das Blatt noch wenden können, doch die Hamburger Abwehr machte durch resolutes Zupacken alle Hoffnungen zunichte. Die „Devils“ ließen nach dem Abpfiff ihren Freudentränen freien Lauf und trugen ihren Trainer John Rosenberg in die Fan-Kurve. Devils-Sportdirektor Didi Stolze meinte trocken: „Es reicht, wenn wir Braunschweig einmal in der Saison schlagen und zwar im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft.“

Punkte der Blue Devils: Gast, von Garnier (je 6), Erbs (4)

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