: was macht eigentlich ...Herr Friedersdorff?
Helden suchen
Mal angenommen, Berlin wäre nicht Berlin, sondern eine kleine Kolonie im Mittleren Westen. Es gäbe ein Problem und einen Helden, der es löst. Dann nähme er seinen Hut und würde weiterreiten. Berlin ist aber Berlin, eine größere Pleitestadt im Mittleren Osten der Republik. Es gibt sogar so etwas wie einen Helden.
Der aber nimmt seinen Hut, ohne das Problem zu lösen. Wilbert Schmidt, Kulturamtsleiter in Hohenschönhausen-Lichtenberg hat keine Lust mehr auf sein Amt. Grund: Haushaltsperre. Kein Geld mehr für Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen. Er wolle nicht derjenige sein, der das den Betroffenen mitteilen müsse, sagte er. Zum Ende des Jahres wird der 59-jährige Theaterwissenschaftler gehen, der seit 1994 im Amt ist. Während dieser Zeit hat Schmidt mit vorläufigen Erfolgen gegen die Kulturkürzungen angekämpft. Angesichts der finanziellen Situation habe er jedoch keinen Spaß mehr am Amt. Ein Problem.
Das andere: Ein Nachfolger-Held kam noch nicht angeritten. Wobei Bezirksbürgermeister Wolfram Friedersdorff (PDS) wiederum ein Problem mehr hat. Auf seinem Tisch liegt bisher nur eine Bewerbung. Ob sie zum Zuge kommt, ist aber nicht so sicher. Profil der Stelle: Kulturheld und Sparamtsleiter mit intellektuellen Zügen und absolutem Willen, sich einen Namen in der Kulturszene zu machen. Angebote bitte direkt in die bezirksbürgermeisterliche Amtsstube. Herr Schmidt hingegen wird wieder mehr lesen. Und reisen. Tipp: Mittlerer Westen, soll schön da sein. SL/FOTO: ARCHIV
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen