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Auch in Bremen zofft die PDS

Während Landeschef Klaus Rainer Rupp konsterniert nach Hause kommt, jubeln seine parteiinternen Gegenspieler und freuen sich über den Rückzug von Bartsch und Claus

Das parteiinterne Hauen und Stechen, das den Geraer PDS-Bundesparteitag bestimmt hat, schlägt sich auch im Bremer Landesverband nieder: Während Landesvorsitzender Klaus Rainer Rupp, der als Delegierter in Gera war, seine Partei in schwerem Fahrwasser wähnt, äußerten sich die Landesvorstandsmitglieder Tobias Helfst und Herbert Thomsen hoch zufrieden über den Ausgang des Parteitags.

Rupp sagte, es gebe nicht viele Delegierte, die mit Verlauf und Ergebnis zufrieden seien: „Niemand hat gewonnen, die meisten sind vergleichsweise konsterniert nach Hause gefahren.“ Zwar habe er Gabi Zimmer – „eine sehr vernünftige Frau“ – nicht als Parteichefin gesehen, die man abwählen müsse. Dass sie die PDS jetzt aber ohne politische Schwergewichte wie Roland Claus, Petra Pau und Dietmar Bartsch führe, sei „ein Problem“.

In Gera sei ihm nicht klar geworden, „wer hier eigentlich warum welches Spiel spielt“, beklagte Rupp. Die diversen Anträge, die gegeneinander standen, hätten sich „keineswegs wie Tag und Nacht unterschieden“. Er selbst habe den Antrag des bisherigen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Gehrcke unterstützt, nach dem Regierungsbeteiligungen der PDS kritisch verfolgt werden müssten. Es gebe kein Wahlergebnis, das die PDS in eine Regierung zwinge. Andererseits könne man die anstehenden Fragen nicht immer mit den linken Erklärungsansätzen der letzten vierzig Jahre lösen. Zwar bekämpfe man „den Kapitalismus in seiner neoliberalen Ausprägung“, doch im politischen Alltag seien auch Kompromisse nötig.

Rupp hält es jedoch für „ein bisschen übertrieben“, die PDS jetzt für tot zu erklären: „So einfach stirbt so ein Laden nicht“. Auch habe er nicht das Gefühl, „als müsste ich hier in Bremen die Flinte ins Korn werfen“. Höchstwahrscheinlich trete die PDS bei den kommenden Bürgerschaftswahlen an. „Ich muss in Bremen dafür sorgen, dass der Unsinn von Gera hier nicht nachvollzogen wird“, sagte Rupp.

Gera habe gezeigt, dass in der PDS eine „streitbare Diskussionskultur“ herrsche, sagten dagegen Rupps Vorstandskollegen Helfst und Thomsen. „So genannte Reformer“ wie Bartsch und Claus, die versucht hätten, „sich der SPD als Westentaschenreserve anzudienen“, seien „für ihren Opportunismus“ abgestraft worden. Von dieser „belastenden Hypothek“ habe sich die PDS nun befreit. Die Partei befinde sich nun „auf richtigem Kurs“ und habe „alle Chancen, als ernsthafte Opposition mit einer sozialistischen Perspektive wahrgenommen zu werden“. jox

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