: Atom kritisch
Grüne skeptisch wegen Berliner AKW-Kompromiss. Neue Diskussion um Leukämie in der Elbmarsch
Die GAL-Vorsitzende Anja Hajduk ist sicher, dass der Hamburger grüne Landesverband den Kompromiss zum Atomkraftwerk Obrigheim mittragen wird. „Ich vermute, dass es Kritik da-ran geben wird, glaube aber nicht, dass darum der Koalitionsvertrag abgelehnt wird“, sagte Hajduk. Die Bundestagsabgeordnete selbst bewertet das Verhandlungsergebnis einer verlängerten Stromproduktion in Obrigkeim bis 2005 „sehr kritisch“.
Reserviert äußerte sich auch Monika Obieray, grüne Parteichefin in Schleswig-Holstein. Wichtig sei, „dass die Entscheidung im Rahmen des Atomgesetzes erfolgt ist und keine präjudizierende Wirkung hat“. Auf keinen Fall dürfe „der Atomausstieg insgesamt in Frage gestellt“ werden.
Im Streit um die Ursachen für die Häufung von Leukämieerkrankungen in der Nähe des Atommeilers Krümmel in der Elbmarsch geht der Verein der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) weiter von einem vertuschten Atomunfall aus. Ein entsprechendes Gutachten habe jetzt auch die Leukämiefachkommission Schleswig-Holstein bestätigt. Das vom IPPNW in Auftrag gegebene Gutachten weise aus, dass im Boden von Elbmarsch und Elbgeest großflächig plutoniumhaltiger Kernbrennstoff (so genannte PAC-Teilchen) zu finden sei. Dieser stamme aus einem vertuschten Atomunfall im September 1986.
Erst im Juni dieses Jahres waren Untersuchungen der Lübecker Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis gekommen, dass es „keine radioaktiv strahlenden Kernbrennstoffpartikel“ in der Elbmarsch gebe.
Der grüne Staatssekretär im Kieler Energieministerium, Wilfried Voigt, wies die Darstellung des IPPNW zurück. Die Vorwürfe seien nicht neu und bereits mehrfach widerlegt worden, sagte Voigt. „Für uns ist das Thema beendet.“ lno/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen