: Nur der Hunger stirbt nicht
Der weltweite Kampf gegen den Hunger ist „zum Stillstand gekommen“, mahnt die UNO und fordert ein Ende der vielen Ausreden. Am schwersten betroffen sind Kongo, Somalia und Afghanistan
BERLIN taz ■ Der weltweite Kampf gegen den Hunger ist „praktisch zum Stillstand gekommen“. Dies bilanzierte gestern die UN-Agrarorganisation FAO (Food and Agriculture Organisation) in ihrem neuen Bericht zur Lage der Ernährungssicherheit in der Welt, den sie anlässlich des heutigen Welternährungstages der UNO vorstellte. FAO-Direktor Jacques Diouf forderte dazu auf, „das Leiden von 840 Millionen Hungrigen und die tägliche Todesrate von 25.000 Opfern des Hungers und der Armut nicht mehr hinzunehmen und zu ignorieren“. Er sagte: „Wir haben nicht die Ausrede, dass wir nicht genug Essen anbauen können oder dass wir nicht wissen, wie man Hunger ausrottet. Wir müssen beweisen, dass wir genug Mitleid haben.“
In ihrem Bericht berechnet die FAO, dass es mit den gegenwärtigen Anstrengungen bis zum Jahr 2150 dauern würde, die Zahl der Hungernden weltweit zu halbieren – ein Ziel, das sich die UN-Mitglieder vor zwei Jahren für das Jahr 2015 gesetzt hatten. Um dieses Ziel noch zu erreichen, so die FAO, sei ein weltweites Antihungerprogramm mit Kosten von 24 Milliarden Dollar jährlich nötig. Dies sei wenig angesichts der Agrarsubventionen der reichen Industrieländer von 300 Milliarden Dollar im letzten Jahr. Die reichen Länder müssten ihre Budgets für Agrarentwicklungshilfe verdoppeln, die armen Länder müssten ihre Agrarhaushalte um 20 Prozent erhöhen.
Den höchsten Anteil von Unterernährten an der Gesamtbevölkerung hat laut Bericht die Demokratische Republik Kongo mit 73 Prozent, gefolgt von Somalia mit 71 und Afghanistan mit 70 Prozent. In allen Entwicklungsländern zusammengenommen seien es 17 Prozent der Bevölkerung. Dazu kommen weltweit zwei Milliarden Menschen, die an Krankheiten aufgrund des Mangels an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen leiden. Als wichtigste Ursachen für Hunger werden Kriege und Bürgerkriege genannt; als wichtigstes Mittel zur Bekämpfung von Hunger der Zugang zu Land und die Sicherung von Landeigentum. DOMINIC JOHNSON
ausland SEITE 11, meinung SEITE 12
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