piwik no script img

Grüne Spitze wettert gegen Kanzler

Parteispitze besänftigt in Bremen Proteste der Delegiertenbasis wegen Deals um AKW Obrigheim

BREMEN taz ■ Die grüne Führung hat gestern Abend auf dem Parteitag in Bremen bis zuletzt daran gearbeitet, die Enttäuschung der Delegierten über die verlängerte Laufzeit für das AKW Obrigheim in den Griff zu bekommen. „Ich will diesen Kompromiss nicht als Erfolg darstellen“, sagte Parteichef Fritz Kuhn in seiner Auftaktrede, warnte aber: „Wir dürfen uns nicht das Selbstbewusstsein der grünen Partei durch diesen Obrigheim-Kompromiss kaputtmachen lassen.“ Die Abstimmung über ein Bündel kritischer Anträge war für Freitagnacht vorgesehen. Nach Aussage von Bundesgeschäftsführer Reinhard Bütikofer verknüpfte allerdings keiner der Anträge den Protest gegen Obrigheim mit einer Ablehnung des Koalitionsvertrags.

Eine Absprache im grünen Spitzenteam sieht nach taz-Informationen vor, den Koalitionspartner SPD und den Kanzler auch öffentlich für das Zugeständnis an die Atomindustrie verantwortlich zu machen. „Es liegt mit Obrigheim ein Schatten über dem Koalitionsvertrag“, sagte Kuhn, „aber der Schatten kommt von der SPD und ganz besonders von Bundeskanzler Gerhard Schröder.“ Vorwürfe gegen die Sozialdemokraten hatte am Vortag bereits die grüne Fraktionsvorsitzende Krista Sager in einem taz-Interview erhoben. Auf Druck des Kanzlers wurden dem Obrigheim-Betreiber Energie Baden-Württemberg in den Koalitionsverhandlungen zwei zusätzliche Jahre Betriebsdauer zugestanden. „Die SPD ist schuld, dass überhaupt verlängert wurde“, betonte Kuhn in Bremen.

Umweltminister Jürgen Trittin versuchte bei einem Treffen am Rande des Parteitags, Delegierte aus Baden-Württemberg für den Kompromiss einzunehmen. PATRIK SCHWARZ

nachrichten SEITE 2, meinung SEITE 11

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen