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Eine Frage der Perspektive: Hochschule von oben

Wegen der Perspektive auf das große Ganze – und weil sie sich den Platz im Zentrum der Hochschule nicht nehmen lassen wollen – haben die Asten von Uni, Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) und Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) am Wochenende auf dem Campus der Universität Hamburg ein „Bildungs-Baumhaus“ errichtet – als Aufbau auf das Greve-Denkmal.Dafür haben sie Äste aus dem Duvenstedter Brook und Paletten aus dem Freihafen herbeigeschafft, sich interdisziplinär um Statik, Architektur, Gestaltung und Inhalte gekümmert und hoffen nun auf rege Beteiligung. Studierende und Lehrende sind eingeladen, das Baumhaus als Treffpunkt zu begreifen, um gemeinsame hochschulpolitische Perspektiven zu entwickeln und zu formulieren, erklärt Sebastian Leber vom Uni-AStA. Denn nachdem es im vergangenen Semester in erster Linie darum ging, sich gegen Studiengebühren, Hochschulstrukturkommission und andere Ansinnen von Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) zu wehren, soll nun der Blick nach vorne – und von oben – auf die Hochsschullandschaft gerichtet werden.Den begehbaren Greve-Klotz als Fundament für das Baumhaus haben die Studierenden gewählt, „um auf den Einfluss aufmerksam zu machen, den Wirtschaft auf Wissenschaft nimmt“, sagt Bela Rogalla vom AStA der HWP. In diesem Zusammenhang kritisieren die Studierenden auch die von Dräger eingesetzte Expertenkommission, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Studierenden Vorschläge für eine Strukturreform der Hamburger Hochschulen erarbeiten sollen. Ihre Arbeitsgrundlage: Eine Vision für das Hamburg 2020 von der Unternehmensberatung McKinsey.Dass sie nicht beteiligt worden sind, ärgert die Asten besonders. Erst auf ihr Drängen hin haben sie für den 11. November einen Termin mit dem Leiter der Kommission, Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, bekommen. Sie befürchten, dass es über die Ergebnisse der Kommission keine ausführlichen hochschulinternen Diskussionen geben wird, „sondern, dass es ab Dezember sofort an die Implementierung geht“, sagt Rogalla. Dagegen wird es diverse Protestaktionen geben – unter anderem eine gemeinsame Demo von Uni, HWP und HAW am 7. November. Und auch das Baumhaus – das übrigens von den Studierenden nicht durchgehend „bewohnt“ wird – ist ein noch lange nicht beendeter Prozess, sagt Leber: „Wir hoffen auf viele Fachbereiche und Hochschulen, dann hat das Baumhaus in einigen Wochen vielleicht Fußbodenheizung und Satellitentelefon.“ SAN/FOTO: HENDRIK DOOSE

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