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Erwachsene Menschen bei der PDS

In der Berliner Parteizentrale tobt seit dem Geraer Parteitag ein Kleinkrieg. Die Reformer um Gysi sehen sich gegängelt

BERLIN taz ■ Wie angewurzelt sitzt der Pförtner im Karl-Liebknecht-Haus im Eingang. Und man fragt sich, wem er eigentlich mehr Aufmerksamkeit widmet – denen, die hineinkommen, oder jenen, die hinausgehen. Eine Notiz in seinem Dienstbuch fordert ihn jedenfalls dazu auf, doch bitte zu kontrollieren, ob der ehemalige Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch etwaige Parteiinterna aus der PDS-Zentrale entfernt. „Am 13. 10 gegen 22.10 Uhr“, so dokumentiert es „Spiegel Online“, „wies Genosse Dehm an, bei Verlassen des Hauses durch Genossen Bartsch darauf zu achten, dass keinerlei Unterlagen, Dokumente, Mappen, unbefugt verbracht werden. Bei Feststellungen solcher Art möchte Herr Dehm sofort telefonisch in Kenntnis gesetzt werden.“

Ob nach dem Parteitag in Gera nicht nur der Machtkampf in der PDS offen ausgebrochen, sondern auch die Überwachung von Kollegen an der Tagesordnung ist, soll die neue PDS-Vizechefin Heidi Lüth bis zum 9. November untersuchen. „Es steht Aussage gegen Aussage“, kommentierte die Vorsitzende Gabi Zimmer gestern nach der ersten Vorstandssitzung seit Gera. Man habe „die Vorfälle“ in einer „sehr, sehr offenen Aussprache“ diskutiert und behalte sich weitere Schritte vor. Fest steht: Die Notiz gibt es wohl – aber auch die Aussage des stellvertretenden Parteichefs Dieter Dehm, Bartsch „für politisch völlig integer“ zu halten und nie eine derartige Anweisung gegeben zu haben.

Bei einer weiteren Episode aus dem Bandenkrieg im Karl-Liebknecht-Haus erübrigt sich die Suche nach Zeugen: Der frisch gewählte Bundesgeschäftsführer Uwe Hiksch bestreitet gar nicht, in der „aufgeheizten Stimmung“ gegenüber Gregor Gysi ausfallend geworden zu sein. „Erwachsene Menschen“, sagte er gestern, könnten aber doch hoffentlich weiter miteinander arbeiten. Gysi sei jedenfalls „ausdrücklich eingeladen, seine Kritik weiterhin in die Partei zu tragen“.

Das sah vor einer Woche noch anders aus. Gysi saß wie gewohnt – und immer geduldet, obwohl er kein Amt mehr innehat – in der Zentrale an einem Computer. Hiksch kam zur Tür herein und blaffte, nachdem Gysi den Raum verlassen hatte, eine Mitarbeiterin an. Er wünsche nicht, dass eine Arbeit im Haus geduldet werde, die sich ganz offensichtlich gegen die Partei richte. Pressesprecher Hendrik Thalheim sagt dazu nur: „Da war in den Tagen nach dem aufwühlenden Parteitag wohl sehr viel Irrationales im Gange.“

JEANNETTE GODDAR

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