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Normalisierung durch Inszenierung verfehlt

Die Performance „Space Clearing“ versuchte am Wochenende vergeblich, die Wohnung Mohammed Attas vom Image des Bösen zu befreien

Die Schauspielerin Verena Turba sitzt in einer Ecke der leer stehenden Drei-Zimmer-Wohnung. Eintönig rezitiert sie Texte von Herwig Engelmann: „Die Küche ist sehr hell und liegt im ersten Stock. Ein starker Geruch von überreifen Äpfeln, obwohl nunmehr wenige zu sehen sind.“ Minutiös beschreibt sie eine imaginäre Kücheneinrichtung. Steril, distanziert. Der Autor steht daneben. Er erklärt auf Nachfrage ausschweifend den Sinn und Zweck der Texte. „Der Kontrast zwischen dem, was zu sehen ist, und dem, was Verena beschreibt, verfremdet den Raum in der Wahrnehmung.“

Was hat das mit Normalität von Wohnraum zu tun? Mit diesem Anspruch lässt der Berliner Theatermann Stephan Hoffstadt nämlich die Performance Space Clearing ablaufen: „Wir wollen mit einer unspektakulären Sache den Raum wieder in die Normalität zurückholen“, sagt er. Deshalb malt die Künstlerin Katrin Glanz ihre KollegInnen und die BesucherInnen als Scherenschnitte an die weiße Rauhfasertapete. Deshalb erzählen zwei alte HarburgerInnen in der Küche aus zwei Monitoren heraus ihre eigene Stadtteilgeschichte, glatt und mit chronologischen Jahreszahlen.

Die performativen Elemente wirken erzwungen, dekorativ. Sie hätten überall stattfinden können. Normal wäre es gewesen, hier wieder zu wohnen, normal wäre es gewesen, während des Performance-Wochenendes in dieser Wohnung zu kochen, zu essen, zu schlafen und zu reden. Vielleicht – wie bei einer Wohnungsbesichtigung – Einkommenserklärungen vom Publikum zu verlangen. Stattdessen sterile Künstlichkeit ohne innere Notwendigkeit, verkopfte Konstruktion. Jenseits aller Normalität auch der Medienrummel.

Am Hauseingang checken Sicherheitsbeamte die BesucherInnen. In der Wohnung wimmelt es von Aufnahmegeräten, Kameras und Notizblöcken. JournalistInnen drängen sich durch den schmalen Flur. Alle sind da, von Bild bis zur New York Times. „Wir lassen einen Dokumentarfilmer die Journalisten filmen. Später machen wir einen Film über die mediale Rezeption dieses Ortes,“ erzählt Mitorganisatorin Barbara Heine. Die Chance, mit den BesucherInnen vor Ort in eine aktive Auseinandersetzung über die Schauderfantasien zu treten, nutzt die Veranstaltung nicht. „Wenn ich mir vorstelle, dass der Atta aus demselben Fenster hier geschaut hat wie ich – schrecklich“, äußert eine Besucherin. Sie würde, obwohl wohnungssuchend, hier niemals einziehen. Katrin Jäger

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