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Hauptschule stärken – wie?

Hamburger Bildungsforscher empfahl der CDU den Blick nach Skandinavien. CDU-Bildungspolitikerin nahm Bremer „Freie Evangelische Bekenntnisschule“ als Vorbild

Wer an deutschen Schulen auf der Hauptschule landet, ist „frühzeitig als Verlierer gestempelt“. Etwa zehn Prozent eines Jahrganges sind das in Hamburg, referierte der Bildungsforscher Prof. Rainer Lehmann gestern auf einem Hearing der Bremer CDU. Natürlich drückten mangelhafte Sprachkenntnisse der Kinder mit Migrationshintergrund das Niveau, aber deutsche LehrerInnen seien auch besonders pessimistisch, was die Lernchancen der ihnen anvertrauten SchülerInnen angehe.

Was tun? Eine bessere Durchmischung mit leistungsstärkeren Schülern hilft, sagte Lehmann, man sollte ruhig die Anforderungen höher schrauben. Praktisch sei dies aber kaum durchsetzbar. Von Skandinavien könne man lernen, dass es klug sei, frühzeitig Psychologen und Sozialpädagogen einzubeziehen anstatt später Warteschleifen für erwerbslose Jugendliche zu finanzieren.

Die CDU-Bildungspolitikerin Karola Jamnig-Stellmach hatte Gabriele Wilk-Batram von der Freien Evangelischen Bekenntnisschule (FEB) in Bremen als Praxis-Vertreterin eingeladen: Dort wird eine sehr viel höhere Erfolgsquote erreicht. „Wie machen Sie das?“, fragte Jamnig-Stellmach. Frau Wilk-Batram war um eine Antwort nicht verlegen: „Wir stellen unsere Lehrer selber ein“, skizzierte sie den Vorteil der privaten Schule, „sie verdienen weniger – so habe ich motivierte Lehrer“. Hinzu kommt sicherlich, das sprach die Vertreterin der FEB allerdings nicht an, dass hin und wieder Schüler in staatliche Einrichtungen abgeschoben werden, so wie jüngst, als sich Jungs einer Klasse kollektiv im Unterricht betranken.

Wilk-Batram konnte sich bei der Feststellung des Hamburger Experten zurücklehnen, an den Hauptschulen könnte „erfolgreicher gearbeitet werden“, wenn nicht die negative Selektion durch eine resignative Pädagogik noch verstärkt würde. K.W.

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