: Mit Blick auf die Kreuzung
„Wir verfolgen hier sowieso einen kulturellen Ansatz“: Ein Gespräch mit den Initiatoren des neuen Clubs Click über Musikkonzept, aufgeblähte Türpolitik und den internen Umgang mit Drogen
Interview: JULIAN WEBER
Heute eröffnet das Click im ersten Stock des ehemaligen C&A-Kaufhauses am Nobistor mit einem Sender-Berlin-Labelabend. Es soll zum Fixpunkt für gepflegten elektronischen Sound werden und die Lücke zwischen Spezialistenmusik und Club-Ambiente schließen. Die taz hamburg sprach mit den Initiatoren Harre Kühnast und Henning Heuer.
taz hamburg: In anderen Teilen Deutschlands gibt es ein Clubsterben, in Hamburg macht mitten in der Rezession eine wohlproportionierte Disko auf. Wie geht das zusammen?
Harre Kühnast: Große Rave-Clubs leiden an Besucherschwund. Die Eintrittspreise sind zu hoch und die Veranstaltungen immer nur an jungen Clubbern ausgerichtet. Unsere Räume sind vergleichsweise klein, und wir möchten eine Klientel zwischen 18 und 40 Jahren ansprechen. Trotzdem wollen wir nicht die breite Masse bedienen. Die Musik soll sich in einem Feld zwischen Pop, Minimal-House und Techno bewegen. Wir versuchen eine Form von Nightclubbing zu etablieren, die es hier in Hamburg in dieser Form jahrelang nicht gegeben hat.
Interessante Musik läuft meist in Kneipenzusammenhängen à la Pudels. Ein Teil der Resident DJs kommt aus diesem Umfeld.
Henning Heuer: Wir wollen kein Spezialistenladen werden. Wir mögen diese Form von rauem Entertainment, uns fehlte aber bisher das Club-Ambiente. Ich sehe da eine Chance. Man muss nicht immer DJ-fixiert durch die Nacht laufen, sondern weiß, man kann zum Click kommen, weil da ein entsprechendes Programm läuft. Der Eintrittspreis wird 8 Euro betragen und es wird immer ein DJ auflegen.
Sollen sich die Gäste von der Musik oder von der Atmosphäre angesprochen fühlen?
Heuer: Der Dancefloor ist großzügig. Eine Seite ist verglast und man blickt beim Tanzen auf die Straßenkreuzung Reeperbahn/Holstenstraße. Im Eingangsbereich gibt es außerdem eine Lounge-Area, dort ist es relativ ruhig. Die Musik ist wichtig. Wer auflegt, soll in Ruhe seine vier, fünf Stunden absolvieren und zeigen, was er draufhat.
Wer sind die Residents?
Kühnast: Wir haben einige DJ-Cliquen in Hamburg aufgelöst und zu einem illustren Residentstamm zusammengefügt. Leute wie Turner, Lawrence, Carsten Jost, Unique, Marc Schneider und Henry werden im Click auflegen. Wir wollen aber auch Forum für interessante, nachwachsende DJ-Generationen sein. Das Schlimmste sind die ewiggleichen DJs, die sich die Stadt aufteilen.
Habt Ihr Euch mit dem Click an Vorbildern orientiert?
Kühnast: Das Robert Johnson in Offenbach ist ein ansprechender Club vom Programmkonzept her. In Köln ist es das Studio 672 und in Berlin am ehesten das WMF.
Wird es Gesichtskontrollen geben?
Heuer: Am Straßeneingang stehen zwei Leute, im ersten Stock zwei weitere. Außerdem steht ein Selector bereit. Er wird die Stammgäste und die DJs erkennen und für ein freundliches Entrée sorgen. Es wird auch niemand nach dem Motto „Die Haare sind zu lang!“ oder „Der Bart sieht Scheiße aus!“ abgewiesen. Wir folgen hier der Toleranz, die uns die Musik vorgibt.
Kühnast: Wir wollen keine aufgeblähte Türpolitik mit roter Kordel und Rangewinke. Und das Personal trägt das Konzept mit. Es ist sehr gemischt und soll auch mit dem hoffentlich sehr gemischten Publikum kommunizieren können.
Was nehmt ihr beim Thema Drogen für eine Position ein?
Kühnast: Den wirklich drogenfreien Laden gibt es nicht. Wir können unsere Gäste nicht bis auf die Unterhose filzen. Wir können und wollen auch nicht alles verhindern. Jeder weiß, dass bei elektronischer Musik Drogen eine Rolle spielen. Allerdings können manche Gäste nicht mit Drogen umgehen.
Gab es seitens der Behörden bestimmte Auflagen?
Kühnast: Es war schwierig, die Konzession zu bekommen, weil wir nicht mehr am Kiez sind, sondern im Bezirk Altona. Bereits im Unit am Hamburger Berg gab es Anfang der Neunziger irre Auflagen, man befürchtete, das Rotlichtviertel würde sich ausbreiten. Uns betrifft das nicht, wir verfolgen hier sowieso einen kulturellen Ansatz.
Sender-Night: heute, ab 23 Uhr, Nobistor 24; Bpitch Control 2002 (mit Trike live): Sa, ab 23 Uhr, Click, Nobistor 24
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