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Abenteuer Bildung

Bei ihrem Sonderparteitag zum Thema Bildung schreckte die Mehrheit der SPD davor zurück, das bestehende Schulsystem grundsätzlich in Frage zu stellen. Befürwortet werden aber die zehnjährige Hauptschule und Ganztagsangebote für alle

von SANDRA WILSDORF

Am Anfang war Sigmar Gabriel: „Bildung muss wieder Herzensthema werden“, rief Nieder- sachsens Ministerpräsident auf dem Bildungs-Sonderparteitag der Hamburger SPD den 300 Delegierten im Bürgerhaus Wilhelmsburg zu. Bildung sei Abenteuer, sei Welteroberung. Die Genossen jubelten. Am Ende entschied sich die Mehrheit jedoch gegen Abenteuer und für den Leitantrag ihres Parteivorstandes. Darin bekennt sich die SPD zu „Leistung und Integration“.

Die Genossen sind für landesweite Vergleichsarbeiten im jeweils letzten Schuljahr, aber keine zentralen Prüfungen. Sie wollen Sprachtests für Fünfjährige, und die fördern, die noch Defizite haben, sie aber nicht von der Einschulung zurückstellen „wie der derzeitige Senat“, sagt der Landesvorsitzende Olaf Scholz. . Überhaupt soll es künftig schon ab dem fünften Lebensjahr eine „Bildungspflicht“ geben – in Vorschulen oder Kindertagesstätten. Und: Ganztagsangebote für alle, „die danach verlangen“.

Außerdem soll die Hauptschule künftig zehn Jahre dauern und jeder ein lebenslanges Recht auf einen Hauptschulabschluss haben – per Gesetz und mit entsprechendem Angebot. Die SPD „freut“ sich außerdem, dass so viele Eltern sich für Gesamt- sowie integrierte Haupt- und Realschulen entscheiden. Diese Freude reichte vielen Sozialdemokraten jedoch nicht: Die Kreisverbände Harburg und Nord versuchten ihre Genossen vergeblich von einem Antrag zu überzeugen, dass die „Schule für alle“ langfristig die einzige sein solle. „Wer kann nach Pisa noch ernsthaft für das dreigliedrige Schulsystem sein?“, fragte der Delegierte Willi Buss. Die Stadt warte auf ein Signal: „Wir bieten entweder eine mutige Alternative oder lassen es sein und machen weiter wie bisher.“

Der Bürgerschaftsabgeordete Ingo Egloff mahnte hingegen: „Wir wollen doch nicht in die Schulformdebatte der 70er zurückfallen.“ Er erinnerte daran, „dass wir zu Regierungszeiten keinen Mut hatten, die Gesamtschule flächendeckend einzuführen“. Und überhaupt: „Eine radikale Wende muss auch mehrheitsfähig sein, damit wir in drei Jahren den Senat ablösen können.“ Nicht vorzustellen, so ein Genosse, „dass die Bild-Zeitung schreibt: SPD will Gymnasien abschaffen“.

Und so entschied sich die Mehrheit für den Leitantrag des Vorstands. Den Gesamtschulbefürwortern blieb nur die Kritik: Der SPD-nahe Elternverein Hamburg konstatierte, „dass die Mehrheit nicht willens war, sich von verkrusteten Bildungsvorstellungen zu lösen“. Die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule kritisierte, dass „der größte Teil der Hamburger SPD bildungspolitisch keinerlei ernsthaften Reformwillen gezeigt hat“.

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