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Ein Geburtstag mit Geschichte

Ein Oldenburger Geschäft feierte am Wochenende nicht nur 65-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig wies ein Demonstrant auf die Zwangsarisierung des Ladens hin

Vor 65 Jahren wurde Bruno Wallheimer, jüdischer Bürger Oldenburgs, gezwungen, sein Damenbekleidungsgeschäft in der Heiligengeiststraße 30 zu verkaufen. Zu dieser Zeit saß der 38-Jährige wegen „Rassenschande“ im Gefängnis. Er veräußerte sein Haus an Peter Schütte, dessen Sohn Peter heute das Geschäft führt. Mit Werbeaktionen lud der Einzelhändler am Samstag zur Feier des runden Geburtstages ein: 65 Jahre “Selbstständigkeit“.

Doch nicht nur Gratulanten kamen: Nahe des Eingangs hatte sich Farschid Ali Zahedi mit einer Pappe gestellt. Die Kopie zeigt die Anzeige der Geschäftsübernahme in den Oldenburger Nachrichten vom 10.1.1937, ein Zeugnis der „Arisierung“. Mit dabei hatte der Oldenburger Dokumentarfilmer auch die Liste der Enteignungen jüdischer Geschäfte von der Gestapo. Schütte war zunächst nur über den „Ruf seines Geschäfts“ besorgt. Dem Ex-Besitzer sei durch den Verkauf die „Flucht nach Holland“ ermöglicht worden. Bruno Wallheimer war 1942 ins KZ Mauthausen deportiert und ermordet worden. „Mir geht es nicht darum, den jetzigen Geschäftsinhaber Peter Schütte anzuprangern. Mir geht es um die korrekte und vollständige Darstellung der Geschichte“, sagte Zahedi. Einige Passanten waren erschüttert, andere forderten, „doch die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen“. Im Zuge der Enteignung jüdischer Bürger hatten über 60 Kaufleute und Handwerker von 1933 bis 1940 in Oldenburg ihr Geschäft verloren. Anfang der 50er Jahre hatte die Witwe Wallheimers das Haus nach einem Urteil des Landgerichts zurückbekommen. Michaela Gerner

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