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Kleine Fonds gehen baden

Die Börsenkrise erwischt auch nachhaltige Anlageprodukte. Fonds werden geschlossen oder zusammengelegt. Anleger erhalten in der Regel das Angebot, auf einen anderen Fonds umzusatteln

Die Welle von Zusammenlegungen und Schließungen von Fonds macht auch vor Öko- und Nachhaltigkeitstiteln nicht halt. Gründe sind ein zu kleines Fondsvolumen oder Fusionen von Fondsgesellschaften, bei denen ein Unternehmensteil die Fondspalette des anderen „bereinigt“. Die Anleger erhalten in der Regel das Angebot, auf einen anderen Fonds des Anbieters umzusatteln. Doch teilweise gibt es nach einer Übernahme oder Fusion keinen nachhaltigen Fonds mehr im Angebot. Dann bleibt noch die Rückgabe der Anteile zum Marktpreis.

Beispiele: Seit dem 7. Oktober sind die Zürich Investmentgesellschaft mbH und die Deutsche Bank-Tochter DWS Investment GmbH, Frankfurt, verschmolzen. Laut Pressesprecher Carsten Böhme wurde die Fondspalette der Zürich Invest bereinigt: Kleinere Fonds, zu denen erfolgreiche Pendants bei der DWS bestehen, seien geschlossen worden. „Die Anleger können kostenlos in die alternativen Produkte wechseln“, kündigt der DWS-Sprecher an. Die Schließung liege im Interesse eines effizienten und kostenbewussten Fondsmanagements.

Betroffen ist zum Beispiel der Zürich Invest Öko+Times (Wertpapierkennnummer 515 232), ein Dachfonds, der in Titel wie Ökovision, UBS (Lux) Eco Performance, Henderson Global Tech, Swissca Green Invest, Sarasin ValueSar Equity oder ÖkoRenta New Energy Fund investiert hatte. Gemanagt hatte ihn die ÖkoRenta AG aus Hilden bei Düsseldorf. Ende Juni betrug sein Vermögen 1,5 Millionen Euro. Der Kurs fiel von 50,32 Euro beim Start im November 2000 auf zuletzt 10,32 Euro (Börse Deutsche Fonds, 10. Oktober 2002). Das waren nur noch 20 Prozent des Werts bei der Erstnotierung.

Ein Dachfonds ist auch der ZI Öko+Health (WKN 515 231), ebenfalls von der ÖkoRenta gemanagt. Er hat sein Geld in Fonds zu den Themen Ökologie und „Health“ (Pharmazeutik, Medizintechnik, Gesundheitswesen, Biotechnologie und Wellness) angelegt. Das Vermögen betrug Ende Juni 3,2 Millionen Euro. Als die DWS die Schließung bekannt gab, hatte er gegenüber dem Start im November 2000 über die Hälfte seines Werts eingebüßt.

Die DWS bietet den Anlegern der beiden Fonds zwei Möglichkeiten: zum einen den DWS Invest Sustainability Leaders (WKN 552 512 bis 552 515), der in besonders nachhaltige Unternehmen investiert, die im Nachhaltigkeitsindex Dow Jones Sustainability enthalten sind; zum Zweiten den DWS New Energies Basket 25, der sich in den „Neuen Energien“ (zum Beispiel bei Herstellern von Brennstoffzellen, Solar- und Windenergieanlagen) engagiert. Beide Ausweichfonds sind Aktienfonds. Anleger, die auf einem Dachfonds bestehen, müssten auf konventionelle Werte ausweichen.

Auch die Fondstochter der schwedischen Bank SEB hat mit den Fonds „SEB Invest Responsibility Equities“ und „SEB Invest Responsibility Bonds“ gleich zwei nachhaltige Titel geschlossen. Als Grund wird genannt, das Fondsvolumen sei zu klein. Lars Schneider, Pressesprecher der SEB Invest Fund Consulting, Frankfurt, berichtet, der „Bonds“ habe bei seiner Schließung über ein Vermögen von 600.000 Euro, der „Equities“ über eines von 1 Million Euro verfügt.

Beim Bonds mussten mindestens 100.000 Euro gezeichnet werden. Immerhin schloss der Fonds mit einem Wertzuwachs von 3,25 Prozent seit seiner Eröffnung im Dezember 2000. Der SEB Invest Responsibility Equities dagegen hatte kräftig verloren: Die Kurseinbrüche der New-Energy-Branche führten zu einem Performancerückgang um knapp 50 Prozent seit Dezember 2000, meint Schneider. „Wenn ein Fonds geschlossen oder mit einem anderen verschmolzen werden soll, informieren wir die Kunden schriftlich über die Gründe und die Einzelheiten des Verfahrens“, erläutert der SEB-Invest-Sprecher. Parallel dazu werde der Verkauf von Anteilen eingestellt. Die SEB habe ihren Anlegern einen kostenlosen Umtausch ihrer Anteile in ähnliche Produkte angeboten, den SEB Invest ÖkoRent und den SEB Invest Öko-Lux. Die Kunden, die das Angebot nicht annehmen, bekämen den Gegenwert ihrer Anteile zurückgezahlt.

Torschluss auch beim EcoTech New Energy Fonds (WKN 798 069), einem Fonds der Schweizer Gesellschaft Lacuna Investment AG, Zürich – am 1. November hätte er einjährigen Geburtstag gefeiert. Auch bei ihm hat das zu geringe Fondsvolumen den Ausschlag für die Schließung gegeben. „Den Statistiken zufolge haben Aktienfonds in diesem Jahr generell unter Mittelabflüssen zu leiden –in so einem Umfeld ist es sehr schwierig gewesen, einen Fonds neu zu starten“, resümiert Unternehmenssprecherin Katja Kirch. Das Fondsvolumen hatte nur 300.000 Euro erreicht, geplant waren 5 bis 10 Millionen Euro.

Der ECOTech New Energy Fonds wird Ende Oktober aller Voraussicht nach mit einem Minus von rund 60 Prozent schließen. Um das Risiko der Investments in kleine und mittlere Unternehmen der Branche zu reduzieren, waren auch große Konzerne, vor allem aus dem Gasbereich, ins Portfolio aufgenommen worden. Mit verheerenden Folgen: „Durch das Enron-Debakel sind insbesondere diese Werte in Mitleidenschaft gezogen worden. El Paso oder Williams Corporation verzeichneten Kurseinbrüche von bis zu 90 Prozent, weil ein Teil ihres Geschäftsfeldes der Energiehandel war“, berichtet Kirch. Auch beim Lacuna ECOTech New Energy Fonds gelte, dass sich die Anleger auf Wunsch ihre Fondsanteile ausbezahlen lassen oder kostenlos in jeden anderen Fonds der Gesellschaft „switchen“ können.

Resümee: Insgesamt bleibt es spannend. Erstmals seit mehr als zwölf Jahren könnte die Zahl der Umwelt- und Nachhaltigkeitsfonds in einem Jahr sinken.

VOLKER UPHOFF/ECOREPORTER.DE

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