: Endstation Zwinger
Bürgermeister bietet Bambule Wohnprojekt in Bahrenfeld an. Bauis lehnen wegen Zeitdruck ab. Polizei: Bauwagen ohne Stellplatz landen in Harburger Hundehalle
Ein Kaufmannsehrenwort hat in Hamburg doch noch Wert: Auf den letzten Drücker hat der Senat den Bewohnern des Bauwagenplatzes Bambule ein alternatives Wohnprojekt in Bahrenfeld angeboten – der Standort war auch für die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge (Zast) im Gespräch. Die Bauwagenleute lehnten ab, weil ihnen die Zeit für eine Entscheidung zu kurz war. Ein ebenfalls angedachtes Wohnprojekt in der Friedrichstraße auf St. Pauli wollte der Senat wiederum nicht.
Ende der vergangenen Woche hat Bürgermeister Ole von Beust (CDU) den Konflikt nach Informationen der taz hamburg zur Chefsache erklärt. Er beauftragte Innenstaatsrat Walter Wellinghausen, der Gruppe ein Haus im Holstenkamp anzubieten – ohne Innensenator Ronald Schill davon in Kenntnis zu setzen. Das Gebäude war zuvor als Altenheim genutzt worden. Gegen die anvisierte Nutzung als Zast hatten Anwohner protestiert.
Am Sonntag nun besichtigten Wellinghausen, die Rechtsanwälte der Bambule, Manfred Getzmann und Andreas Beuth, sowie 20 Bauwagenbewohner das Haus. Binnen zwei Stunden sollten die Bauis über das Angebot entscheiden. Weil sie sich dazu in der kurzen Zeit außerstande sahen, sagten sie vorerst ab. Bei dem gestrigen Polizeieinsatz deutete Wellinghausen aber an, dass seine Offerte immer noch bestehe.
Das 500-Quadratmeter-Gebäude in Bahrenfeld ist die Alternative zu verschiedenen Objekten, die auf St. Pauli in Frage gekommen wären: Eine Sanierung der Karolinenstraße 27, die aber als zu kostspielig gilt. Das Saga-Haus Friedrichstraße 32-34 für ein Wohnprojekt zur Verfügung zu stellen, habe der Senat abgelehnt, sagte Markus Schreiber, Leiter des Bezirksamtes Mitte.
„Wir haben allen Bewohnern ein Schreiben übergeben, in dem steht, an wen sie sich wenden können, wenn sie soziale Probleme oder Wohnungsprobleme haben“, sagte Schreiber gestern vor der Presse. Jedem der zwölf Bambule-Bewohner habe die Saga/GWG ein Wohnungsangebot gemacht.
Auf den wenigen legalen Bauwagenplätzen gibt es kaum noch Möglichkeiten, Gespanne unterzubringen. Die „letzte Alternative“ aus Sicht des Senats wäre die leer stehende ehemalige Hundehalle in Harburg. „Dort können die Wagen untergestellt werden“, sagte Polizeisprecher Reinhard Fallak, „notfalls auch zwangsweise“. Schlafen dürfe dort aber keiner. kva/knö
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