: Der Händler und sein Schüler
Thomas Haffa hat seine Karriere als Medienunternehmer bei Leo Kirch begonnen – und wohl auch beendet
BERLIN taz ■ „Heute kommt zusammen, was längst zusammengehört“ – der Mann, der da Anfang Dezember 2000 in einem noblen Münchner Hotel neben EM.TV-Chef Thomas Haffa sitzt, ist Dieter Hahn. Leo Kirchs rechte Hand verkündet der Presse gut gelaunt, die Kirch-Gruppe werde rund 17 Prozent an der bereits ins Schlingern geratenen Haffa-Firma übernehmen. Außerdem bekommt Kirch für 550 Millionen Dollar die Hälfte der Formel-1-Anteile von EM.TV.
Der Kreis, der sich da schließt, ist über 20 Jahre alt: 1980 fängt Haffa (damals 30), der vorher für IBM Computerprogramme verkaufte, bei Kirch an. Schnell wird der umtriebige Jungmanager zu einem der „treuesten Mitglieder im System Kirch“ (Kirch-Biograf Thomas Clark). Auch als sich Haffa 1989 mit EM.TV selbstständig macht, bleibt das Unternehmen „vorerst nicht viel mehr als eine typische Vassallenfirma im Einflussbereich von Leo Kirch“.
1997 geht die auf Merchandising für TV-Serienware aller Art spezialisierte EM.TV an die Börse. Der Zeitpunkt ist gut, das Papier wird zu einem der Überflieger am Neuen Markt. Zu Haffas erster „Markenente“ Alfred J. Kwack gesellt sich bald ein ganzer Bauernhof. Im Februar 2000 übernimmt EM.TV die Jim Henson Company („Muppet Show“), im März folgt der Einstieg beim Rennzirkus Formel 1.
Da ist Haffa längst wieder mit seinem alten Arbeitgeber verbandelt: Seit 1998 gehört ihm die Hälfte an Leo Kirchs Kinderfilmen. Für 250 Millionen Euro kauft sich EM.TV in die gemeinsame Firma Junior TV ein. Doch viele Junior-Bestände („Biene Maja“, „Heidi“) haben ihre Halbwertszeit schon hinter sich.
Ein Jahr später folgt – aus Kirchs Sicht – der Sündenfall: EM.TV steigt bei Herbert Kloibers Filmhandelsfirma TV München ein, die damals auch den Sender tm 3 betreibt. Kloiber, der „kleine Kirch“, versteht sich ganz ungeniert als Erzfeind des großen Leo.
Doch nicht Kirch, sondern Haffa selbst sorgt im Herbst 2000 für den Anfang vom Ende: Bilanzen müssen korrigiert werden, statt der erwarteten 300 Millionen Euro Gewinn ist nur noch von 25 Millionen die Rede – die EM.TV-Aktien sind im freien Fall. Und ein „Retter“ zur Stelle: Leo Kirch. STEFFEN GRIMBERG
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