grün wirkt: Für immer Petra
Straßennamen sind zu vergeben im Neubaugebiet Obervieland. Die historischen Flurnamen sind schon aufgebraucht, nun sind Persönlichkeiten gefragt. Von Rang und Namen und vor allem weiblichen Geschlechts sollen sie sein, um das strukturelle Ungleichgewicht in der Stadt peu à peu zu korrigieren. Und dann sind da noch die Parteien, die ihre Kandidaten „durchbringen“ wollen.
Diesmal wollen auch die Obervielander Grünen ihr Stückchen vom Proporz abbekommen. Petra Kelly ist ihre Kandidatin: Sie war populär, gewaltfrei, sah gut aus und ist vor allem tot – eine zwingende Voraussetzung für solcherlei Ehrungen, die bisher nur wenige grüne Parteigänger erfüllen.
Aber womit uns die Grünen von heute ihre Vorkämpferin nahe bringen wollen! „Besonders betroffen machte sie der Tod ihrer jüngeren Schwester Patricia“, wird die Schöne mit dem traurigen Blick zur Betroffenheitsnudel der Nation stilisiert, als Indikator für ihren politischen Weitblick muss die Teilnahme an einer Aktion für Abrüstung in Ost und West auf dem Alex in Berlin, damals, 1983, noch Hauptstadt der DDR, herhalten.
Zum Schluss wird auch das tragische Ende der Kelly nicht verschwiegen: Sie sei „nicht freiwillig aus dem Leben geschieden“, Schuld ist Gert Bastian, der sie im Schlaf erschoss. Schade, sonst hätte man den Ex-General noch für eine Umbenennung der umstrittenen Langemarck-Straße ins Gespräch bringen können. Dass die potenzielle Petra-Kelly-Straße direkt neben einer der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands liegt, ficht die grüne Stadtteilgruppe Obervieland nicht an: „Das mag daran erinnern, dass die von Petra Kelly angesprochenen Umweltfragen noch lange nicht beantwortet sind.“ jank
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