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Klimaziel in Gefahr

DIW: Weil immer mehr Lastwagen fahren, werden die Treibhausgasemissionen bis 2020 enorm zunehmen

BERLIN taz ■ Wieder steht ein Ziel, das die rot-grüne Regierung im Koalitionsvertrag festgelegt hat, in Frage. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zweifelt daran, dass die CO2-Emissionen gegenüber 1990 bis 2020 um 40 Prozent gemindert werden können. Der Grund: Der immer dichtere Güterverkehr auf der Straße. In einer jetzt vorgelegten Studie geht das DIW davon aus, dass die CO2-Emissionen im Güterverkehr gemessen am Jahr 1997 bis 2020 um 16 Prozent steigen. Verbesserungen im Privatverkehr können das nicht auffangen.

Dieser Annahme liegt ein jährliches Wirtschaftswachstum von 2 Prozent und eine daran gekoppelte Zunahme des Güterverkehrs um 2,4 Prozent zugrunde.

In der Studie hat das DIW bereits Pläne der Regierung berücksichtigt, die zu einer Reduktion der Treibhausgase im Verkehr führen sollen. Dazu zählt zum Beispiel die Ökosteuer, die Verteuerung und Verknappung von Parkplätzen in Innenstädten, die Lkw-Maut und der Ausbau des Schienenverkehrs.

Was im privaten Straßenverkehr bis 2020 immerhin eine CO2-Reduktion von fast einem Drittel bringen könnte, scheint im Güterverkehr nur wenig zu nutzen. Nach der DIW-Studie verteuert sich zwar der umweltschädigende Straßen-Transport bis zu 40 Prozent. Die Effekte der Preiserhöhungen dürften aber in den meisten Branchen begrenzt sein.

Zum Beispiel betrage der Anteil der Transportkosten am Wert der meisten Güter nur selten mehr als 3 Prozent. Dennoch kann unterstellt werden, dass Firmen und Fuhrunternehmen ihre Fahrzeuge besser auslasten, Transporte sparen oder die Fahrstrecken verkürzen. Ein weiterer Grund für die anhaltend hohen CO2-Emissionen im Güterverkehr sind die Lkws selbst. Anders als bei Pkws sind die technischen Möglichkeiten zur Reduktion des Kraftstoffverbrauchs bei Nutzfahrzeugen nahezu ausgereizt. Einsparungen im Verbrauch sind nur noch indirekt mit größeren Fahrzeugen zu erreichen.

In der Studie hat das DIW untersucht, inwieweit sich bis 2020 der Güterverkehr von der Schiene auf die Straße verlagern wird. Demnach dürfte sich die Verteuerung von Transportkosten zugunsten der Bahn auswirken. Was an Transporten im Straßengüterverkehr vermieden werden kann, könnte zur Hälfte an die Bahn gehen. Dies gelte aber nur, wenn die Bahn ihr Angebot verbessere. Dazu gehörten Kapazitätserweiterungen der Bahn, mehr Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und ein besserer Service.

Nur wenn die Bahn diese Bedingungen erfüllt, bleibt es bei den 16 Prozent mehr CO2 in der Luft. Wenn nicht, bleibt selbst dieser Wert pures Wunschdenken. MARIUS ZIPPE

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