Rot-rotes Schulgesetz: Kein großer Wurf
Wer gedacht hätte, SPD und PDS würden Bildungspolitik progressiver und geräuschloser verhandeln als die große Koalition von CDU und SPD, hat sich geirrt. Ein Jahr nachdem „Pisa“ wie der „Bärenstark“-Test den Berliner Bildungseinrichtungen große Defizite nachgewiesen haben, bot ein neues Schulgesetz die Chance zu einer überzeugenden Antwort. Der Entwurf dafür aber ist kein großer Wurf. Auch Rosa-Rot wurstelt sich lieber durch.
Kommentar von CHRISTIAN FÜLLER
In ihren Ankündigungen stehen sich die Regierungspartner in nichts nach. Ihre maßgeblichen Leute versprechen für die Zukunft das Blaue vom Himmel – die PDS etwa kündigte frech an, sie werde die Auslese, also die Trennung guter und schlechter Schüler, zugunsten eines gemeinsamen Unterrichts mit individueller Förderung aufheben, wie er etwa in Finnland praktiziert wird. Das ist mit Schulsenator Klaus Böger (SPD) freilich nicht zu machen. Auch der findet Finnland anregend. Nur lässt er hier die weitere Aushöhlung der sechsjährigen Grundschule zu – die Basis einer gemeinsamen Schule.
Das Schlimme an der hiesigen Schulpolitik ist, dass sie pädagogische Reforminseln gefährdet, anstatt sie zu erhalten – etwa die Vorschulklassen an Grundschulen. Beinahe alle Schulen, die Abc-Schützen schon ein Jahr vor dem Beginn des Schuljahrs aufnehmen und fördern, sind Beispiele pädagogischer Güte. Nun will der Senator plötzlich an allen Kindergärten qualitativ gute Vorschulen betreiben. Eine prima Idee – die frühestens in zehn Jahren Früchte tragen wird. Trotzdem müssen die bestehenden Vorklassen an Grundschulen sofort aufgelöst werden. Rosa und Rot spielen kleine DDR: Das Gute und Schöne liegt stets in der Ferne. Der Schulalltag des Heute wird – trist, wie er ist – weiter verschlimmbessert.
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