: Zähneklappern im Labor
Mehr als tausend Betrugsfälle im Abrechnungsskandal um Billig-Zahnersatz. AOK vermutet gängige Praxis
WUPPERTAL afp ■ Im Skandal um Millionenbetrügereien mit Billig-Zahnersatz aus Asien liegen der Staatsanwaltschaft erste Geständnisse vor. Einer der Beschuldigten habe die Zahl der Betrugsfälle auf „mindestens tausend“ beziffert, teilte der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Alfons Grevener gestern mit. Zuvor war gegen drei Verdächtige Haftbefehl erlassen worden. Bei den Beschuldigten handelte es sich laut Grevener um Verantwortliche und Gesellschafter der Firmengruppe Globudent.
Die Globudent-Handelsgesellschaft aus Mülheim an der Ruhr soll Zahnärzte angestiftet und ihnen dabei geholfen haben, ihren Patienten billigen Zahnersatz aus Südostasien einzusetzen, bei den Kassen aber die teuren hiesigen Preise abzurechnen. Laut AOK wurden dadurch Krankenkassen und Patienten, die sich an den Kosten für Zahnersatz selbst beteiligen müssen, um Millionensummen geprellt. Einen Teil der so kassierten zusätzlichen Gelder zahlte Globudent demnach wiederum den beteiligten Zahnärzten aus, die sich so über einen schönen Zusatzerwerb freuen konnten. Die Beschuldigten waren bereits bei einer Durchsuchungsaktion am Mittwoch im Ruhrgebiet vorläufig festgenommen worden.
Unterdessen hat der Abrechnungsskandal eine Welle von neuen Hinweisen auf betrügerische Zahnärzte und Dentallabore ausgelöst. Die AOK in Niedersachsen nimmt bereits zahlreiche Labore in Deutschland ins Visier, die ähnlich wie Globudent Zahnersatz weit überhöht abgerechnet haben sollen. Sie hätten billigen Zahnersatz etwa in Manila, Bangkok, der Türkei, Russland und Polen produzieren lassen, so AOK-Sprecher Oliver Giebel.
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