Dortmund. Draußen. Diverses

November-Tagebuch (Dienstag): Asiatische Allesverbrecher

Der Telefonpartner ist ein Gemüsehändler, der kein Gemüse liefern kann

Heute Abend soll es Schwarzwurzelsuppe geben. Schwarzwurzelsuppe ist besonders lecker, wenn man sie mit Kokosmilch angießt und mit etwas Ingwer und Zitronengras aromatisiert. Das alles gibt es in Park’s Asienshop. Park’s Asienshop ist ein großes und unübersichtliches Ladenlokal mitten in Dortmund. Die große und unübersichtliche Familie Park hat ihr Geschäft bis unters Dach vollgestopft mit allem, was der Asiate isst, und der Asiate isst ja bekanntlich alles. Gott sei Dank auch Kokosmilch. Wenn man weiß, wo sie versteckt ist, geht der Einkauf schnell vonstatten. Es sei denn, es ist Samstag und der alte Herr Park hat ein Problem.

Der schwerhörige Mann hat sich ein Hörgerät ans Ohr bauen lassen. Jemand sollte ihm mal in asiatischer Gebärdensprache erklären, dass da auch eine Batterie reingehört. Herr Park bedient die Kasse, kann die Schlange aber nicht abfertigen, denn er telefoniert. Warum er dazu ein Telefon benutzt, ist mir nicht klar. So laut wie er brüllt, kann ihn auf der ganzen Welt jeder auch ohne elektronische Vermittlung verstehen.

Aber vielleicht hat sein Gegenüber am anderen Ende der Leitung auch ein Batterieproblem. Nach ungefähr einer Epoche erschließt sich das verhandelte Thema teilweise. Der Telefonpartner ist ein Gemüsehändler, der kein Gemüse liefern kann. In so etwas Ähnlichem wie deutscher Sprache brüllend bekommt Herr Park heraus, dass das Gemüse vielleicht Dienstag geliefert werden kann. Vielleicht aber auch erst Mittwoch oder vielleicht gar nicht. Herr Park findet das in so etwas Ähnlichem wie deutscher Sprache gar nicht gut. Er ist empört. Und zwar so laut wie möglich.

Vor mir in der Kassenschlange warten zwei Männer. Sie könnten so etwas Ähnliches wie Pakistanis sein, die so etwas Ähnliches wie Deutsch auch nicht sprechen, das aber natürlich sehr laut. Logisch, sonst könnten sie sich ja nicht verstehen, denn der jetzt fast kollabierende Herr Park muss übertönt werden. Die Männer wollen zwei Säcke Reis kaufen. Sehr große Säcke.

Schaut man sich die Männer zu lange an, und ich tue es jetzt schon viel zu lange, kommt man auf komische Ideen. Was die wohl mit dem Reis machen werden? Mir fallen Szenen für chinesische D-Movies ein. Dr. Fu-Man-Chu oder so was. Verschlagene asiatische Allesverbrecher binden Reissäcke an die Füße ihrer Opfer und versenken sie im Perlfluss. Der Reis quillt auf wie die Leichen. So treiben sie dahin. Bald sind die Haie da. Die Gangster schneiden den Haien bei lebendigem Leib die Flossen ab und schicken sie in Dosen gefüllt an Park’s Asienshop nach Dortmund. Der schutzgelderpresste Seniorchef des Ladens beschwert sich telefonisch sehr laut über die Qualität der Lieferung. Kunden hätten Menschenteile in den Dosen gefunden. So was könne er in Dortmund nicht verkaufen. Höchstens an so etwas Ähnliches wie Pakistanis, aber die verstünden kein Wort Deutsch.

Ich bekomme Angst. Eine Kokosmilchdose rutscht mir aus den schwitzigen Fingern. Beim Aufheben bemerke ich das Pärchen hinter mir. Eindeutig deutsche Landsleute. Typ akademischer Mittelbau. Gepflegt, betont lässig. Politisch korrekte Funktionswäsche von Patagonia in Volvo-Velours-Bezug-Grau. Sie sagt zu ihm: „Und wenn du das Sesamöl unter den Magerquark rührst, dann hast du ja wieder die guten Omega-3-Fettsäuren.“

Zum Glück ist Herr Park mit dem Gemüsehändler fertig. Die Pakistanis zahlen ihren Reis. Ich zahle meine Kokosmilch.

Die Schwarzwurzelsuppe abends war lecker. Im Radio sagen sie, dass Möllemann vielleicht für immer nach Gran Canaria geht. Das finde ich ziemlich ausländerfeindlich.

FRITZ ECKENGA