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Abbas gegen Intifada

Stellvertreter Arafats: Aufstand schadet Palästinensern. Israelische Armee tötet Hamas- und Fatah-Führer. Scharon für Palästinenser-Staat

JERUSALEM ap ■ Der Stellvertreter des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat hat den bewaffneten Aufstand der Palästinenser als Fehler bezeichnet und zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Die Intifada sei außer Kontrolle geraten und habe der palästinensischen Sache mehr geschadet als genützt, wird Mahmud Abbas in einem gestern AP zugegangenen Papier zitiert.

Zwar sei der Zorn der Palästinenser über die Ausdehnung jüdischer Siedlungen und die Verzögerungstaktik Israels bei den Friedensgesprächen verständlich, sagte Abbas im vergangenen Monat bei einem Treffen mit Fatah-Vertretern im Gaza-Streifen. Ihr Protest sei jedoch zum Kampf mit schweren Waffen ausgeartet. Die Palästinenser hätten mehrere Gelegenheiten für einen Friedensvertrag versäumt und internationale Sympathien verschenkt, sagte Abbas.

In Westjordanland und im Gaza-Streifen sind gestern vier Palästinenser getötet worden. In Dschenin feuerte ein israelisches Kampfflugzeug eine Rakete auf ein Haus im dortigen Flüchtlingslager. Bei dem Angriff kamen der örtliche Chef der al-Aksa-Brigaden und ein Führer der Kassam-Brigaden, dem militärischen Arm von Hamas, ums Leben. Für ihren Tod machten palästinensische Militärkreise den israelischen Geheimdienst Schin Beth verantwortlich.

Im Gaza-Streifen starb ein militanter Palästinenser, als sein mit Sprengstoff gefülltes Auto vorzeitig explodierte. Die radikale „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) erklärte, einer ihrer Aktivisten habe das Auto gefahren. Stunden zuvor hatten israelische Soldaten im Flüchtlingslager Askar in Nablus einen 24 Jahre alten Palästinenser getötet, der den Beginn des Fastens am Morgen ankündigte. Die Fatah drohte nach der Tötung ihres Führungspersonals mit Vergeltung. Ab sofort bestehe kein Konsens mehr darüber, Attentate gegen israelische Zivilisten zu unterbinden, sagte ein Fatah-Vertreter.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat den Palästinensern unterdessen einen eigenen Staat unter starken Sicherheitsauflagen in Aussicht gestellt. Einen Tag vor der Wahl eines neuen Vorsitzenden in der regierenden Likud-Partei forderte Scharon gestern in einem Interview mit der Tageszeitung Jediot Achronot, dieser Staat müsse vollständig entmilitarisiert sein. Er dürfe nur Polizeikräfte haben. Außerdem müsse Israel die Kontrolle über alle Grenzen sowie den Luftraum haben. Dies seien die Bedingungen, die er in Gesprächen mit der US-Regierung gestellt habe.

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