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Doppelanschlag auf Israelis in Kenia

Gezielte Terrorattentate in Mombasa: Elf Tote bei Selbstmordanschlag auf israelische Reisegruppe in einem Hotel. Raketen verfehlen nach Tel Aviv startende Chartermaschine nur knapp. Das Netzwerk von al-Qaida als Drahtzieher der Angriffe vermutet

NAIROBI ap/dpa/rtr/taz ■ Mit einem Doppelanschlag haben Terroristen gestern israelische Urlauber in Kenia ins Visier genommen. Im Hotel Paradise in Kikambala bei Mombasa richteten drei Selbstmordattentäter ein Blutbad an und rissen nach Polizeiangaben zwölf Menschen mit in den Tod. Etwa 80 weitere Personen wurden verletzt. Das Hotel wird vor allem von Israelis besucht. Zugleich entging ein israelisches Charterflugzeug nach dem Start in Mombasa nur knapp einer Katastrophe: Auf die Maschine wurden Raketen abgefeuert, die ihr Ziel verfehlten.

Hinter den Anschlägen wurde das Netzwerk al-Qaida vermutet. Am Nachmittag bekannte sich die bislang unbekannte Organisation „Armee Palästinas“ in einem Schreiben an westliche Nachrichtenagenturen in Beirut zu den Attentaten.

Bei den Toten handelt es sich nach Angaben der kenianischen Polizei um neun Afrikaner, zwei israelische Kinder und einen älteren israelischen Mann sowie die drei Attentäter. Unter den afrikanischen Opfern waren auch Mitglieder einer Tanzgruppe, die ankommende Touristen begrüßen wollte.

Ersten Ermittlungen zufolge fuhren die Attentäter mit einem mit Sprengstoff beladenen Geländewagen gegen die Vorderseite des Hotels, wo er explodierte. Einer der Männer sei zuvor aus dem Auto gesprungen und habe sich im Innern des Hotels in die Luft gesprengt. Die kenianische Polizei nahm zwei Personen fest. Wie der Minister für innere Sicherheit, Julius Sunkuli, sagte, hätten sich die Verdächtigen in der Nähe des Tatorts aufgehalten und es sei nicht klar, was sie dort gewollt hätten.

Großes Glück hatten die 274 Insassen der mit zwei Raketen beschossenen Maschine der Charterfluggesellschaft Arkia. Verletzt wurde niemand, die Maschine landete am Mittag in Tel Aviv. Es handelte sich um das gleiche Flugzeug, das zuvor israelische Touristen nach Mombasa gebracht hatte, von denen einige im Hotel Paradise untergebracht waren.

Internationale Terrorismusexperten und israelische Geheimdienstkreise gingen gestern zunächst davon aus, dass die Anschläge auf das Konto von al-Qaida gehen. Nach Angaben von Scheich Omar Bakri Muhammad, Anführer der radikalen muslimischen Gruppe „Muhajirun“ in Großbritannien, haben al-Qaida nahe stehende Gruppen bereits vor einer Woche im Internet einen schweren Anschlag in Kenia angekündigt.

Bundesaußenminister Joschka Fischer erklärte gestern in Berlin, es handele sich ganz offensichtlich um ein Attentat, das den Frieden und die Stabilität im Nahen Osten, aber auch international erschüttern solle. „Die Rechnung dieses Terrorismus darf nicht aufgehen. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

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