Das schwarze Loch am Ende

„So was hatten wir schon“: Ex-Sozialsenator Jan Ehlers (SPD) kritisiert die Haltung seiner Partei zu geschlossenen Heimen. Hoffnung auf „selbstbewusste“ Jugendrichter

Anlässlich der Verabschiedung von Klaus Schmidt am vergangenen Freitag erinnerte auch Hamburgs ehemalige Sozialsenator Jan Ehlers (SPD) an die Heimdebatte von 1981. „Die Justizsenatorin hat mich damals zur Seite genommen und gefragt, warum machst du es dir so schwer? Mach‘ doch eine Zelle, hol die Presse und lass‘ die fotografieren. Ob du da anschließend jemanden reinsteckst, interessiert doch keinen.“ Er habe dies überlegt, erinnert Ehlers, dann aber in die besorgten Augen derer geschaut, die sagten, „eine Zelle schadet doch“. Die Spirale nach unten in der Heimkarriere funktioniere nur, „wenn man definiert, was das schwarze Loch am Ende ist“. Und dann müssten viele tausend Kinder mit der Drohung leben. Ehlers: „Das gilt auch heute noch.“

Auch wenn sich die Gesetze geändert haben. Entwürdigende Erziehungsmaßnahmen sind heute verboten, öffentliche Erziehung darf nur der Förderung dienen. Ehlers: „Alle Regierenden sind an die Gesetze gebunden. Ich hoffe darauf, dass die Richterschaft selbstbewusst handelt.“ Tröstliche Worte fand der Ex-Senator für Schmidt: Wenigstens habe man es geschafft, 20 Jahre ohne geschlossene Unterbringung durchzusetzen. Die jetzige Wiedereinführung sei von den Medien gewollt, die sich mit Schill dafür extra eine eigene Partei geschaffen hätten.

Der Ex-Senator ordnete dies historisch ein. Die Bereitschaft der Mittelschicht, die Lasten für andere zu tragen, sei „nahezu weg“. Die Abschaffung der Heime sei in einem Reformklima möglich gewesen, nachdem 1978 erstmals SPD-Linke dem Senat angehörten.

Ehlers kritisierte auch die aktuelle SPD-Bürgerschaftsfraktion. 1999 habe die CDU 15 Heim-Plätze gefordert. Ehlers: „Ein maßvolles Bild. Und da muss die SPD mehr fordern.“ Ihr jugendpolitischer Sprecher verlange gar einen Neubau. Ehlers: „So was hatten wir schon in Altengamme.“ Ende der 70er hatte die Stadt dort in Erwartung von Jugendrevolten einen Betonbau errichtet. Ehlers: „Als wir das Gebäude sahen, ist es uns kalt den Rücken runtergelaufen.“ Er verschenkte das Haus 1980 an die Justizbehörde. KAIJA KUTTER