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Durchgeknallt im Regenwald

Ehemaliger NDR-Mitarbeiter will mit einer Urwald-Komödie den tropischen Wald retten und sucht dafür Kapitalgeber. Mit 500 Euro sind Sie dabei, unternehmerisches Risiko inklusive

von GERNOT KNÖDLER

Fritz Strohecker möchte den Regenwald retten und sucht Leute, die ihm dabei helfen. Weil er glaubt, dass Idealismus nicht ausreicht, hat sich der ehemalige Mitarbeiter des NDR ein Modell ausgedacht, das Kapital für die nachhaltige Nutzung des Regenwaldes mobilisieren und das Thema populär machen soll: Strohecker möchte eine Komödie über die Zerstörung des Amazonas-Dschungels drehen und weltweit vermarkten. Das Geld dafür will er über einen Filmfonds aufbringen. Mit einem Teil des Gewinns sollen Sammler-Kooperativen im Regenwald gefördert werden. Der Rest soll an die Anteilseigner fließen.

Strohecker verspricht „ein Kino der großen Gefühle“, weil dies „viel eindringlicher als ein Sachbericht die Zerstörung dieses einzigartigen Biotops anprangern“ könne. Dafür will er die Hamburger Frauen-Band „Trude träumt von Afrika“ in einem Vergnügungstempel am Amazonas stranden lassen. Dessen Besitzer „Humboldo“ will den Urwald für eine Rinderfarm abholzen und trifft dabei auf den Widerstand der Kooperative „Esperanza“, die von der nachhaltigen Nutzung des Waldes lebt. Die Liebe zwischen einer Trude und Humboldo sowie die Entdeckung einer Pflanze mit Viagra-Effekt soll den Konflikt zur allgemeinen Erbauung lösen.

Regie bei „Durchgeknallt im Tropenwald“ will Strohecker als pensionierter NDR-Fernsehredakteur selbst führen. Um das Geld für den Film und das damit verbundene Projekt zur sanften Regenwald-Nutzung aufzubringen, hat er einen „Filmfonds Nord“ gegründet, der 7500 Anteile à 500 Euro anbietet. Mit den eingeworbenen 3,75 Millionen Euro will er im kommenden Jahr den Film drehen. In den folgenden fünf Jahren soll dieser Film im günstigsten Fall 12,5 Millionen Euro einbringen. 625.000 Euro würden auf jeden Fall in das Regenwald-Projekt fließen, maximal 3,7 Millionen Euro als Gewinn übrig bleiben.

Den Fonds will Strohecker über Finanzmakler unter die Leute bringen, den Film sollen Umwelt- und Dritte-Welt-Organisationen vermarkten helfen. Barbara Schimmelpfennig von der Gepa kann sich das grundsätzlich vorstellen: „Wenn uns der Film gefällt, kann man darüber sprechen.“ Stroheckers Prospekt hat die Organisation für fairen Handel ihren Lieferungen an die Welt-Läden beigelegt. Strohecker ist optimistisch: „Mit der Zeit, dem Enthusiasmus und den Vermarktungsmöglichkeiten, die wir haben“, könne er sich ein Scheitern seines Projekts „nicht vorstellen“.

Telefon: 04106 / 80 94 66, www.filmfondsnord.de

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