: Es gibt keine Botaniker mehr
Naturschützer und Verwaltungsmitarbeiter sorgen sich um die Zukunft der Umweltbehörde. Fachkräftemangel. Wachsende Stadt kaum zu bewältigen
Umweltschützer und Verwaltungsmitarbeiter haben vor einem Ausbluten der Umweltbehörde gewarnt. „Mit großer Besorgnis sehe ich, was sich in dieser Behörde tut“, sagte Manfred Prügel vom NABU bei einer Podiumsdiskussion in der Behörde am Dienstagabend. Für die Erfüllung aller Aufgaben reichten schon heute die Ressourcen nicht aus, sekundierte BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Zudem setze die Behörde zuweilen ihre Prioritäten falsch, obwohl ihre Aufgaben noch zunähmen. Insbesondere das Mammut-Projekt „wachsende Stadt“, bei dem die Umwelt bisher fast keine Rolle spiele, könne von der Behörde kaum bewältigt werden.
Horst Bertram vom Botanischen Verein bat deshalb darum, der Zersplitterung der Behörde entgegenzuwirken. Nachdem diese bereits die Zuständigkeit für die Forsten und den ökologischen Landbau verloren habe, dürfte sie jetzt nicht auch noch Kompetenzen an die Bezirke abgeben. „Die Interessen der Bezirke rangieren weit vor dem, was verantwortbar ist“, bemängelte Bertram. Ein Unding sei es im Übrigen, dass die Behörde aufgrund von Stellenstopps nur noch über wenige Fachleute verfüge. Im Naturschutzamt gebe es keinen Botaniker und wohl auch bald keinen Zoologen mehr.
„Was hier stattfindet, ist eigentlich unzumutbar“, sagte Hans-Detlev Schulze vom BUND. Die Behördenmitarbeiter könnten entweder ihre Aufgaben nicht erfüllen oder müssten sich totarbeiten. Allerdings sei diese missliche Lage keineswegs eine Folge des Regierungswechsels. Von Anfang an sei die Umweltbehörde zu schwach besetzt gewesen. „Vieles an den Besorgnissen, die vorgetragen wurden, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen“, räumte Peter Lindlahr ein, der als Leiter des Senatorenbüros seinen Chef Peter Rehaag (Schill-Partei) vertrat.
Während die wachsende Stadt bei NABU und BUND auf vehemente Kritik stieß, wünschte sich die Leiterin des Naturschutzamtes, Regina Dube, konstruktive Kritik. Das Projekt sei „ein hervorragendes Vehikel, etwas zu bewegen“. Im Mai veranstalte der Senat eine große öffentliche Diskussion zu dem Thema. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen