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„Grenzwert ist nicht machbar“

Acrylamid in immer mehr Produkten. Hersteller aufgefordert, Verfahren zu ändern

BERLIN taz ■ „Die Acrylamidwerte sind in einigen Lebensmitteln bereits gesunken“, erklärte gestern Alexander Müller, Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium. Verglichen mit den andern Ergebnissen, die eine von ihm vorgestellte Analyse von 1.000 Lebensmittelproben erbrachte, erscheint der Erfolg nur klein. Denn gleichzeitig musste der Staatssekretär einräumen, dass mehr Produkte als bisher angenommen Acrylamid enthalten. Die Tester wiesen es in Knäckebrot, Pommes, Chips und Kaffee ebenso nach wie in obergärigem Vollbier, Cornflakes oder Spekulatius.

Acrylamid, das beim Backen, Braten, Grillen und Rösten entsteht, hat bei Ratten Krebs ausgelöst. Die Vorgaben des Verbraucherministeriums bleiben dennoch schwammig. Ein Grenzwert könne derzeit nicht festgelegt werden. Denn der sei bisher „weder toxikologisch begründbar, noch technisch machbar“, erklärte Müller. Das Verbraucherministerium habe sich aber zunächst für eine Minimierungsstrategie entschieden. Danach sollen die „Acrylamidgehalte künftig so gering wie möglich sein“, so Müller. Um das zu erreichen, wollten sie gemeinsam mit den Ländern und den betroffenen Branchen noch in diesem Monat eine „gute Herstellerpraxis“ festlegen. Heute trifft sich Müller etwa mit Gastronomen, Fast-Food-Ketten und Caterern.

Klar ist mittlerweile: Der Acrylamidgehalt hängt davon ab, wie die Lebensmittel zubereitet werden. Er kann durch niedrige Temperaturen und veränderte Rezepturen gesenkt werden. „Das haben Wissenschaftler, aber auch Knäckebrot- und Chipsproduzenten gezeigt“, sagt Dr. Norbert Haase von der Bundesforschungsanstalt für Getreide- und Fettforschung. Zwei Branchen also, bei denen die Strategie von Verbraucherministerin Renate Künast und ihren Kollegen offenbar aufgeht.

Andere Unternehmen halten sich derweil weiter völlig zurück. „Einige wenige agieren, ein Großteil zögert und wartet ab“, beklagte Müller gestern. Er rief deshalb ein weiteres Mal alle Lebensmittelhersteller auf, ihre Verfahren zu prüfen. Und falls nötig, so schnell wie möglich umzustellen. HANNA GERSMANN

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