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Ein Multitalent aus der Schwulenbewegung

Mit Corny Littmann wird ein engagierter Kulturschaffender St.-Pauli-Präsident

Er ist längst eine Institution auf dem Kiez. Als Theaterleiter, Intendant, Regisseur und Schauspieler in einer Person prägt Corny Littmann seit 1988 die Geschicke des Schmidt-Theaters und seit 1991 des „Schmidts Tivoli“, beide am Spielbudenplatz. Seit Jahren gelingt es Littmann und seinem heutigen Partner Norbert Aust, den Spielbetrieb ohne staatliche Subvention sicherzustellen: Bei einem Gesamtumsatz von rund 6,5 Millionen Euro und knapp einer viertel Million Besuchern jährlich. Für diese Leistung wurde Littmann 1999 der Titel „Hamburger Unternehmer des Jahres“ verliehen.

Der im November 1952 in Münster geborene Littmann begann seine Karriere 1976 als Mitglied der freien Theatergruppe „Brühwarm“, die die aktuellen Themen der Schwulenbewegung auf die Bühne brachte. Es folgten Anfang der achtziger Jahre gemeinsam mit Gunther Schmidt –dem heutigen Partner von Lisa Politt – die Gründung des Tourneetheaters „Familie Schmidt“ und eine gemeinsame Platte sowie zwei Theaterstücke mit Rio Reiser und dessen Band „Ton, Steine, Scherben“.

Für Schlagzeilen sorge Littmann, als er im Juni 1980 auf einer öffentlichen Toilette am Spielbudenplatz den Spiegel zertrümmerte und damit den Blick auf einen dahinter liegenden Überwachungsraum freilegte, aus dem die Polizei Schwule bei der Kontaktanbahnung beobachtete. Im selben Jahr wurde Littmann Spitzenkandidat der Hamburger Grünen bei der Bundestagswahl. Marco Carini

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