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berliner szenen Keine Witze: Im Ökoshop

Die Wüstenrose

In den Ökoshop meines Vertrauens gehe ich, seit ich mich dort neulich unmöglich gemacht habe, nur noch gegen 10 Uhr morgens: Da bringen die Muttis und Vatis die Kleinen in die Kita. Oder gegen 16 Uhr nachmittags: Da kommt neue Ware, und man kann sich hinter den Dinkelbierpaletten und den Naturschwammbergen verbergen.

Wollte nämlich neulich mal wieder ganz lustig sein. Hat aber nicht geklappt: Neben der Kasse, vor der ich in einer langen Schlange Leinentaschenträgerinnen mit meiner Woolworthtüte knisterte, lagen in einem kleinen Bastkörbchen ein paar Dreckkugeln. Oder so etwas Ähnliches. Kugeln aus getrocknetem Eulengewöll vielleicht. Oder das, was der Berghirsch fallen lässt. Was für interessanter Dreck ist das denn, fragte ich die Kassenfrau. Hoffentlich doch kein Naturtampon? Nein, sagte die Frau, das ist eine israelische Wüstenrose. Wenn man sie in ein bisschen Wasser legt, dann blüht sie auf und sieht ganz toll aus. Sie zeigte auf ein kleines Tellerchen, auf dem etwas fläzte, das einem geflochtenen grün-grau- schmutzigbraunen Teekannen-Untersetzer ähnelte. Das sieht ja aus wie ein Teekannen-Untersetzer, der aus einer Haushaltsauflösung stammt, versuchte ich einen Witz zu machen, und dann ein paar Jahre unter einem ganz schmutzigen Blumentopf vergessen wurde. Aber keiner lachte. Die Kassenfrau nicht, die Frau vor mir in der Schlange nicht, der Mann hinter mir nicht.

Das Besondere an dieser Pflanze ist, dass sie so gut wie gar kein Wasser braucht, belehrte mich die Frau vor mir und packte energisch ihre Vanillemilchpfandflaschen ein. Na, dann gießen Sie den Wüsten-Untersetzer man nicht zu oft, harhar, versuchte ich die Situation zu entspannen. Aber es war zu spät. JENNI ZYLKA

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