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Frau fürs Militärische

Verteidigungsexpertin Angelika Beer spiegelt den grünen Widerspruch zwischen Gründungsmythos und Realpolitik

„Gemeinsam“ und „zusammen“ lauteten gestern die beiden Vokabeln, die Angelika Beers Bewerbungsrede für den grünen Parteivorsitz prägten. So viel Einigkeitsrhetorik hatte nicht nur der Parteitag nach einer chaotischen Nacht nötig. Auch sie selbst. Wie keine Zweite verkörpert die 45-Jährige die grüne Zerrissenheit zwischen Gründungsmythos und politischem Alltag.

Die Arzthelferin gehört zur ersten Generation der Öko-Partei. Ihre politische Sozialisierung erlebte sie in der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung. Als zweitjüngste Abgeordnete kam sie 1987 erstmals in den Bundestag. Nachdem 1990 nur die ostdeutschen Grünen den Sprung ins Parlament geschafft hatten, stritt sie als Koordinatorin bei medico international für das Landminenverbot. Ab 1991 profilierte sie sich auch im Bundesvorstand als Vertreterin mit den grünen Uranliegen Antimilitarismus und Gewaltlosigkeit.

So wurde sie, ab 1994 wieder im Bundestag sitzend, verteidigungspolitische Sprecherin der Fraktion. Der Nato-Luftkrieg gegen Serbien zwang Beer eine Entscheidung auf: Flüchtlinge schützen oder an den Prinzipien festhalten. Weil sie sich für Ersteres entschied, verlor sie Sympathien im linken Parteilager, das die Pazifistin damals als „Kriegstreiberin“ beschimpfte. Auch privat scheut sie nicht den biografischen Konflikt. Seit einem Jahr lebt sie mit einem Bundeswehroffizier zusammen.

Und nicht nur der kulturelle Konflikt mit den alten Prinzipien bestimmte Angelika Beers Werdegang. Im Frühjahr dieses Jahres verhinderte auch eine alte Regel aus den Zeiten des grünen Rotationsprinzips Beers erneute Bundestagskandidatur. Zwei Stimmen fehlten ihr im Mai auf dem schleswig-holsteinischen Parteitag. So war Beer eine „offene Personalie“ – gestern wurde sie mit 459 von 614 Stimmen zur neuen grünen Chefin gewählt.

MATTHIAS BRAUN

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