: geläufig Das Faustische
„Aus Eins mach Zehn, / Und Zwei laß gehn, / Und Drei mach gleich, / So bist du reich. / Verlier die Vier! / Aus Fünf und Sechs, / So sagt die Hex, / Mach Sieben und Acht, / So ist’s vollbracht: / Und Neun ist Eins, / Und Zehn ist keins. / Das ist das Hexen-Einmaleins!“ So steht’s beim Geheimrat Goethe. Doch der Faust, den Friedrich Wilhelm Plumpe, der sich nach der oberbayerischen Stadt bald F. W. Murnau nannte, verfilmte, war mehr als eine Klassiker-Adaption. Murnau und sein Drehbuchautor Hans Kyser folgten zwar im Wesentlichen „Der Tragödie erster Teil“, griffen aber, wie ja auch Goethe selbst, auf das Puppenspiel von Christopher Marlowe und auf das so genannte Faust-Volksbuch zurück und entlehnten dort mehrere Motive. Diese „deutsche Volkssage“, wie der Film im Untertitel heißt, war die letzte Arbeit des genialen Regisseurs in Deutschland, der 1926, direkt nach diesem Film, nach Hollywood ging, und schließlich bei einem Autounfall Anfang der Dreißigerjahre starb. Aber nicht nur der Mann, auch seine Filme wurden zunächst vergessen, bis sich in den Sechzigerjahren die Regisseure der Nouvelle Vague seiner erinnerten. Die deutsche Zensurbehörde verbot „der Jugend“ den Faustfilm seinerzeit, da die „zum Ausdruck kommende Verwirrung des Begriffs Jugend, der mit Genusssucht und Hemmungslosigkeit verkörpert wird, im hohen Maß geeignet ist, die sittliche Entwicklung Jugendlicher nachteilig zu beeinflussen“. Allein das sind ja bereits Gründe genug, um sich den Film noch einmal anzusehen. SUN
Maxim Gorki Theater, 20.15 Uhr
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