: Kofi Annan übt leise Selbstkritik
Der UNO-Generalsekretär bezeichnet den Umgang mit dem irakischen Waffenbericht als unglücklich
BERLIN taz ■ UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Umgang des Sicherheitsrates mit dem irakischen Waffenbericht als „unglücklich“ bezeichnet. Die Entscheidung, den USA das einzige vollständige Exemplar des Berichts zu überlassen, ehe er an die nichtständigen Mitglieder weitergegeben wird, bezeichnete er als in der Substanz richtig, aber in Stil und Form falsch.
Mehrere Mitglieder des Sicherheitsrates hatten das Vorgehen der USA scharf kritisiert. Der norwegische Außenminister Jan Petersen monierte, als „Land zweiter Klasse“ behandelt zu werden. Der syrische UN-Botschafter Mikhail Wehbe nannte das Vorgehen einen Widerspruch „zu jeder Art von Logik im Sicherheitsrat“. Syrien ist der einzige arabische Staat, der derzeit Mitglied im Sicherheitsrat ist.
Die USA verteidigten ihr Vorgehen damit, dass Anleitungen zum Bau von atomaren und anderen Waffen gestrichen werden müssten, damit sie nicht in die falschen Hände fallen. Dies ist auch die Position von UN-Chefinspekteur Hans Blix. Er hofft, eine gekürzte Version des Berichts Anfang kommender Woche an die nichtständigen Mitglieder des Sicherheitsrates übergeben zu können. Auch Deutschland als künftiges Mitglied des Rates soll ein Exemplar erhalten. Wie die Washington Post berichtet, will Blix die Komplexe nukleare Daten, Umwandlung von Kurzstreckenraketen in Langstreckenraketen sowie die Liste ausländischer Lieferanten für die irakische Rüstungsindustrie streichen. Letzeres begründete Blix bei einem Pressegespräch in New York damit, dass die UNO-Inspektoren in der Vergangenheit Informationen von Mitarbeitern dieser Firmen erhalten hätten. Würden deren Namen öffentlich, wäre diese Quelle für die UNO versiegt.
Gestern haben die Waffeninspektoren der UNO erstmals eine irakische Anlage durchsucht, die in dem Waffenbericht aus Bagdad als neu aufgelistet wurde. Dabei ging es um einen „strategisches Lager“ genannten, von Mauern abgeschirmten Komplex auf einem Firmengelände in Tadschi rund zehn Kilometer nördlich der irakischen Hauptstadt.
Insgesamt befinden sich jetzt rund 70 Inspektoren im Land. Mehrere Teams durchsuchten gestern auch vier andere chemische, biologische und atomare Anlagen im Großraum Bagdad.
B. S.
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