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… und sonst?
Die Deutschen hören ihren Politikern gerne zu. Verwunderlich? I wo, es kommt nur darauf an, in welcher Form sich die Volksvertreter äußern. Nachdem sie feststellen mussten, dass ihre Stellungnahmen im Fernsehen immer öfter weggezappt, ihre Zeitungsinterviews überblättert werden, musste eine neue Arena gefunden werden. Mit Erfolg: Das Radio wird lauter gestellt. Eingebaut in einen Popsong scheinen die Politikersprüche endlich Gehör zu finden. Immer mehr kaufen sich die gewählten Stimmen. Neuester Star der Branche ist Hans-Christian Ströbele von den Grünen. Nach dem Bierstreik-Satz vom Kanzler hat Stefan Raab jetzt Ströbeles „Gebt das Hanf frei“ gekapert. Das Duo ist derzeit auf Platz vier der Hitliste. Das gibt Geld. Der Grünenpolitiker will seine Tantiemen zwar an Drogenprojekte spenden, aber vielleicht sollte er sich nach einem anderen willigen Empfänger umsehen. Alle Berliner brauchen Finanzspritzen: Allein gestern wurde eine Apotheke überfallen, ein Schieber mit Motorrädern im Wert von 45.000 Euro festgenommen sowie ein Schuldeneintreiber, der nach Dollar und Gold schrie. Vielleicht ist das Hanfgeld bei Karlheinz Böhm besser aufgehoben. Wenn heute um 13.13 Uhr sogar Berliner Schornsteinfeger ihre mythische Glückskraft einsetzen, um in den Potsdamer Arkaden für die Böhm-Stiftung zu sammeln, dann ist Ströbeles Kohle sicher auch willkommen.
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