: Derbe oder Guido
Bremer „Viertel-Schüler“ konnten gestern ihre Stimme in einer simulierten Wahl abgeben
„Stoiber ist ein Vollidiot“, findet Christian, Schüler am Schulzentrum Hamburger Straße. Im Schulzentrum waren gestern 500 SchülerInnen aller Jahrgänge aufgefordert, in einer simulierten Bundestagswahl zu wählen. Christian gehört zum Wahlkomitee, nach dessen Einschätzung die Haltung der SchülerInnen sehr von einem „Anti-Stoiber-Faktor“ beeinflusst wird – in einer Schule, wo Palästinensertücher und Dreadlocks Konjunktur haben. Entsprechend waren schon die Ergebnisse der „Wahlen“ vor vier Jahren ausgefallen. Damals scheiterte die CDU völlig unrepräsentativ an der Fünf-Prozent-Hürde, während die SPD fast 40 Prozent erreichte – und die Grünen 37,5.
Auf dem Flur vor dem „Wahllokal“ sind auf Plakaten die Parteien dargestellt. Nur die PDS fehlt. Irgendjemand hat das Plakat entfernt. Jetzt wird heftig darüber spekuliert, welcher Partei der Täter zuzuordnen ist. „Bestimmt war das einer vonner FDP“, ist zu hören. Immerhin haben die Liberalen bei der letzten „Wahl“ nur 1,6 Prozent der Stimmen erhalten, während die PDS auf über elf Prozent kam. Außerdem „machen die doch immer irgendwelche beknackten Aktionen“, findet ein Schüler.
Politiklehrer Marcus Gevers räumt der Partei diesmal allerdings bedeutend bessere Chancen ein. Er hat die Erfahrung gemacht, dass ihr medienwirksames Auftreten durchaus Wirkung hat. „Lustig“ fänden viele SchülerInnen Guido. Die heute erwarteten Ergebnisse werden zeigen, ob die Anti-Konservativen immer noch in der Mehrzahl sind.
Wer allerdings unter 21 ist und mehr sein will als Wähler, der kann sich heute noch als „Parlamentarier“ für‘s Jugendparlament anmelden. Ob mit Dreadlocks oder Guido-Strähnchen – in der Bremer Bürgerschaft sind noch Plätze für die mehrtägige Aktion im November frei.
Charlotte Salow
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www. bremische-buergerschaft.de oder unter Tel: 0421/361-241-70/91
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
