: Osmanisches Zeitmosaik
Mit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 betreten die Osmanen endgültig die europäische Bühne. Bereits in den Jahrzehnten zuvor hatten sie peu à peu Teile des Balkans erobert, sodass Konstantinopel schon lange vor dem Fall sowohl im Osten wie im Westen von türkisch kontrolliertem Gebiet eingeschlossen war.
Nach der Einnahme der byzantischen Hauptstadt, deren Kaiser sich als Römer und legitimer Nachfolger Cäsars begriff, war für einen historischen Moment die weitere Entwicklung des Osmanischen Reiches unklar.
Kurz vor dem Tod von Mehmet II. (1481) landete eine osmanische Invasionsarmee in Italien, um Rom zu erobern. Erst mit der Ernennung Beyazits, Sieger im Erbfolgestreit mit Cem, wandte sich das osmanische Imperium wieder nach Osten: Beyazit zog die osmanischen Invasionstruppen aus Italien zurück.
In Europa herrschte zu diesem Zeitpunkt ein Interessengeflecht zwischen französischem König, spanischen Herrschern, erstarkenden Habsburgern und diversen italienischen Stadtstaaten.
Das ausgehende 15. Jahrhundert markiert eine Zeitenwende. Der Seemann Christoph Kolumbus „entdeckt“ 1492 Amerika und verändert die globalen Handelsströme radikal.
In Spanien wurden mit der Reconquista die Mauren vertrieben; die Kooperation zwischen Christen und Muslimen in Europa fand ihr Ende. Bis 1480 hatte der Buchdruck die Kommunikation revolutioniert.
Wenige Jahre später begann Martin Luther die Stellung des Papstes fundamental in Frage zu stellen. Nach dem Schisma zwischen östlich-orthodoxer Kirche und weströmischem Katholizismus fünfhundert Jahre zuvor stand der christlichen Welt eine erneute Spaltung bevor.
In diesem politischen Umfeld traf Cem Sultan, jüngster Sohn Sultan Mehmets II., 1482 in Rhodos ein. Bis zu seinem Tod 1495 wurde er von verschiedenen europäischen Monarchen und Päpsten gefangen gehalten. JG
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