piwik no script img

Giraffen-Durchfall friert fest

Das ist bitter: Minusgrade in der Stadt legen die Punschfahrten auf der Alster lahm. Polizei machts gegenüber Bambule wie der Schurke Mister Freeze bei Batman und glättet die Demoroute

von PETER AHRENS

Es ist kalt. Hamburg minus 8,9 Grad. Der Ausnahmezustand. Die Deutsche Presseagentur dpa meldet täglich, stündlich beinahe Sensationelles: „Schiffe liegen fest.“ oder „Giraffen bleiben zu Hause. Pfleger frieren.“ Was ist eigentlich los in dieser kalten Stadt am Fluss?

Die Fakten: Die Alsterschifffahrt hat wegen der Eisdecke an Binnen- und Außenalster am Donnerstag vorläufig den Betrieb eingestellt. Auch auf dem Elbe-Lübeck-Kanal und dem Elbe-Seiten-Kanal fahren keine Schiffe mehr. Die Fähre Blankenese-Cranz kann die Anleger Neuenfelde und Cranz wegen Eisgangs auf der Elbe bis auf weiteres nicht mehr anlaufen. Eisbrecher stehen bereit, um den Hafen freizuhalten.

Es kommt noch schlimmer: In Hagenbecks Tierpark verlassen die Giraffen ihr Innengehege nicht, weil sie die Kälte draußen nicht länger als eine Stunde pro Tag vertragen. Wir lernen durch den Hagenbecks-Tierpfleger Thomas Günther, dass „Giraffen Durchfall bekommen, wenn sie frieren“. Die Wasserflächen für Robben, Flamingos und andere Wasservögel frieren zu und müssen per Spitzhacke vom Eise befreit werden.

Und die Feuerwehr und Polizei hatten bereits erste Einsätze im Öjendorfer Park und im Stadtpark mit im Eis eingebrochenen Kindern – Einsätze, die allerdings bisher glimpflich ausgingen. Daher sei hier noch mal gemeinsam mit der Umweltbehörde der Zeigefinger zum Dezember-Dauerbrenner erhoben, auf dass das dünne Eis auf Alster und Teichen nicht betreten werde mit dem beliebten behördlichen Zusatz: „Informieren Sie auch ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger.“

Die Bild-„Zeitung“ frohlockt angesichts der Bambule-Demos in der Stadt bereits: Mit dem Fassungsvermögen eines polizeilichen Wasserwerfers, hat der Bild-Reporter ausgerechnet, könne „der komplette Marschweg in eine spiegelglatte Eisbahn verwandelt werden, und Hunderte von Demonstranten würden bibbernd zur Frostsäule erstarren“.

Angesichts solcher Planspiele kommt dpa doch mit der beruhigenden Meldung daher: Spätestens zu Wochenbeginn wird es wieder wärmer.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen