: geläufig Bilder im Feuer
„Mehr und mehr bezieht sich alles auf das Feuer; erst aus der Ferne, dann näher und näher, bis eine Figur schließlich selbst zum Feuer wird, indem sie sich hineinstürzt. Die Besessenheit jener Wochen fühle ich heute noch in den Knochen. Es war eine Hitze in mir, als wäre ich diese Figur, die zu Feuer wird.“ So beschrieb Elias Canetti in seinem autobiografischen Werk „Das Augenspiel“ jene Szene aus seiner „Komödie der Eitelkeiten“, in welcher die Menschen ihre Bildnisse zerstören. In dem Theaterstück des Nobelpreisträgers waren nun „alle Feuer, die mich von Kind an beeindruckt hatten“ endlich „in das Feuer der Bilderverbrennung eingegangen.“ Eine Bilderverbrennung ist ein starker Akt, sei es nun, dass man sein eigenes Abbild, sei es, dass man Abbilder fremder Menschen verbrennt, sei es auch nur, dass man seine eigenen Gemälde dem Feuer übergibt. Das Feuer zerstört, nichts bleibt als Asche, und symbolisch hat man sich von der Kunst, von den Menschen oder Emotionen gelöst. Bilderverbrennungen sind ein altes Thema, sowohl auf Seiten der Satanisten wie auf Seiten religiöser Fanatiker. Als die türkischen Besatzungsmächte die wertvollen Schriften und Bilder aus der alexandrinischen Bibliothek zur Verbrennung freigaben, konnte man in der Millionenstadt, so berichten Chronisten, wochenlang damit heizen und kochen. Heute fehlt es an Eiferern, Bilderverbrennungen sind aus der Mode. Eva Horstick-Schmitt nun lässt diese merkwürdige Tradition wieder aufleben, sie verbrennt heute Bilder „gegen die Gleichgültigkeit“.
Brandenburger Tor, 11 Uhr
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