: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
In Zeiten wie diesen muss innovativ sein, wer überleben will. Als beispielhaft kann das neueste Vorhaben der Lunatics-Produktion gelten. Es heißt „BioFun“ und profiliert sich als Dieb fremder Bewusstseinszustände. „Was Sie heute denken, wird von uns morgen als Droge weiterverkauft!“ Wie das funktionieren soll? Man nehme eine existierende Theaterproduktion und dringe als „Parasit“ in deren Bühnenbilder und Spielweisen ein: ab heutigen Dienstag werden die „Pudelträume“ von Lubricat in den Sophiensaelen als Wirtsinszenierung dieses theatralischen Guerilla-Unternehmens herhalten müssen. Von Parasiten ist auch das Haus der Guten überschwemmt, und zwar von einer Partygesellschaft aus dem Krüppelheim. Doch wie ihre seltsamen Gäste hat auch die Gute keine Beine mehr, die sie als Folge eines Autounfalls verlor. Als passenden Ehemann hat sie sich den ebenfalls beinlosen Boris ausgesucht, für den jetzt „Ein Fest für Boris“ gefeiert wird. Achim Freyer wird Thomas Bernhards böse Groteske am BE inszenieren (Premiere Donnerstag). Ansonsten wird der Spielplan unserer Theater von wilden Russen bestimmt. An der Volksbühne inszeniert der Filmregisseur (und ehemalige Regieassistent von Tarkowski) Andrej Nekrasow einen dramatischen Krimi über Geschichte und Gegenwart der Stadt Königsberg, in dem, wie das Theater verspricht, Theater, Philosophie und Film sich zu einem schmutzig-schönen Panorama über das postsowjetische Zeitalter verbinden. In der Schaubühne veranstaltet der ungarische Regisseur Árpád Schilling auf der Grundlage von Wenedikt Jerofejews „Die Walpurgisnacht oder Die Schritte des Komturs“ einen Alkoholexzess in einer psychiatrischen Klinik (ab Mittwoch). Stille Nacht, heilige Nacht.
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