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„Nie wieder die Scheiterhaufen“

Künftig Tiere impfen statt schlachten, bricht Maul- und Klauenseuche noch mal aus

BRÜSSEL taz ■ Selten gab es im Europaparlament so breite Übereinstimmung über Partei- und Ländergrenzen hinweg wie gestern bei der Straßburger Debatte zur Maul- und Klauenseuche (MKS). Mehr als zwei Drittel der Abgeordneten billigten die Empfehlungen, die der nichtständige Ausschuss nach einjähriger Arbeit vorlegte. Er fordert, sich bei der Seuchenbekämpfung über Ländergrenzen hinweg besser abzustimmen.

Forschungen sollen klären, welche Rolle Massentiertransporte bei der Verbreitung von Krankheiten spielen. Neue Impfstoffe, die im Blut besser nachweisbar sind, sollen entwickelt werden. Entschädigungen sollen in allen Ländern der EU zu gleichen Bedingungen gezahlt werden. In den Niederlanden müssen die Viehzüchter den Schaden tragen, der nicht aus dem EU-Haushalt erstattet wird, in anderen Ländern gibt es für Notfälle Tierseuchenkassen. 2001 war die Seuche in Großbritannien ausgebrochen, am schlimmsten betroffen war Northumberland. „Nie wieder darf es dazu kommen, dass große Scheiterhaufen in Nordengland brennen“, sagte der von dort stammende britische Tory-Abgeordnete Martin Callanan. 6,5 Millionen Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen und Wildtiere wurden in Großbritannien nach offiziellen Angaben getötet. Schätzungen sprechen von 10 Millionen Tieren, da neu geborene Lämmer und Kälber nicht in die Statistik einfließen. In anderen europäischen Ländern erreichte die Seuche nicht dieses Ausmaß, in den Niederlanden etwa wurden aber auch 285.000 Tiere getötet.

Seither wird die Frage nach den ethischen Grundlagen einer Gesellschaft diskutiert, die allein aus wirtschaftlichen Erwägungen Tier-Massentötungen beschließt. Impfungen gegen MKS sind möglich. Geimpfte Tiere lassen sich labortechnisch von infizierten unterscheiden. Da aber das Internationale Tierseuchenamt (OIE) verlangt, dass Länder, in denen geimpft wurde, mit einem sechsmonatigen Exportverbot belegt werden, entschieden sich die meisten Regierungen 2001 für Massenschlachtungen.

Der zuständige irische Verbraucherschutz-Kommissar David Byrne wies gestern darauf hin, dass nicht – wie in der Öffentlichkeit oft behauptet wird – Brüssel angeordnet hat, die Tiere zu töten. Vielmehr trafen die Mitgliedstaaten diese Entscheidung, um ihre Exportlizenz nicht zu verlieren. Der 117-seitige Bericht des MKS-Ausschusses kritisiert das indirekt. Und er weist darauf hin, dass es für eine sechsmonatige Handelssperre keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Der Ausschuss empfiehlt, die Sperre auf drei Monate zu verkürzen und im Umkreis zu impfen, wenn die Seuche auftritt. Heute will die EU-Kommission dazu einen überarbeiteten Richtlinien-Entwurf vorlegen.

DANIELA WEINGÄRTNER

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