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McDonald’s im Minus

Zum ersten Mal Verlust: mehr Konkurrenz, schlechte Konjunktur und BSE. Auch Burger King steht schlechter da als gewünscht. Preiskampf tobt

von REINER METZGER

47 Jahre war der Welt größter Fresskonzern dauerhaft im Plus, jedes einzelne Vierteljahr. Trotz einer fieberhaften Expansion. Und nun das: Für das derzeit laufende Quartal erwarte die Firma einen Verlust von mindestens 390 Millionen Dollar nach Steuern, so der Konzern am Dienstag. Die Umsätze schrumpfen derzeit. Im November hatte McDonald’s beschlossen, 174 Restaurants zu schließen und die Zahl der Mitarbeiter um 600 abzubauen. Solche Restrukturierungen kosten erst einmal Geld, bevor die Einsparungen wirksam werden.

Der derzeitige Schluckauf im Konzern hatte Anfang Dezember schon dem bisherigen Vorstandschef Jack Greenberg den Job gekostet. Nach langen Jahren an der Spitze erklärte er seinen Rücktritt zum Jahresende. Sein Nachfolger wurde der frühere Aufsichtsratschef Jim Cantalupo. Der soll nun die Wende bringen und dann einem Jüngeren Platz machen – Deutsche kennen das Verfahren von der Telekom.

Schon im Oktober hieß es aus der Zentrale in Oak Brook, Illinois, die Zahl der Neueröffnungen im kommenden Jahr werde mit 600 nicht einmal halb so hoch liegen wie in 2002. Derzeit gibt es 30.000 McDonald’s-Restaurants, davon 13.300 in den USA. Fastfood-Restaurants werden von Subunternehmern geführt, der Konzern liefert Produkte und Marketing; ein so genanntes Franchising-System. Der nächstgrößere Konkurrent Burger King gebietet über 11.000 Lokalitäten, davon drei Viertel in den USA. Die Vormachtstellung des gelben M ist also nicht gefährdet.

McDonald’s kämpft auch mit allerlei Nicht-Hamburger-Konkurrenz wie Pizzen oder mexikanischen Tacos. Außerdem leidet in manchen Regionen der Appeal der Marke: in arabischen Ländern etwa, weil sie das Sinnbild eines US-Konzerns ist. In Europa und Japan fiel der Hamburgerkonsum wegen der Rinderseuche BSE.

Der Branchenriese reagiert mit Billigangeboten seiner Menüs und einer Verbreiterung der Produktpalette – was aber bisher noch wenig Effekt gezeigt hat, weil die Konkurrenz mitzieht. Der Umsatz sank binnen Jahresfrist um ein bis zwei Prozent. Die Gewinne fallen seit zwei Jahren, lagen im dritten Quartal dieses Jahres aber noch bei 486 Millionen. Für das Gesamtjahr wird der Konzern also im Plus bleiben.

Die Fastfood-Ketten sind kein Selbstläufer mehr wie noch vor wenigen Jahren. Das musste auch der britische Getränkekonzern Diageo (Guinness, Johnnie Walker) schmerzlich erfahren: Er verkaufte vergangene Woche nach monatelangem Feilschen seine Burger-King-Kette. Die 11.000 Restaurants gingen für 1,5 Milliarden Dollar an US-Investoren – etwa die Hälfte des ursprünglich geplanten Preises. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr fuhren die Burgers einen Profit von 257 Millionen Dollar ein, 12 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Vor allem in den USA haben die Fastfood-Ketten ein Imageproblem, weil Übergewichtige Kunden auf Schadenersatz klagen und im Zuge dessen die Zusammensetzung der Hamburger den werten Konsumenten vermehrt vor Augen geführt wird.

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