: Flierl lädt zum Quartett
Morgen will der Kultursenator mit den Intendanten ein „konsensfähiges Ergebnis“ für die Reform der drei Opern der Stadt finden. Die Musiktheater, geleitet durch eine Stiftung, sollen GmbHs werden
von PHILIPP GESSLER
Kultursenator Thomas Flierl (PDS) muss kämpfen um seine Opernreform – vor allem innerhalb seiner Koalition. Das wurde gestern in der Akademie der Künste bei einem Treffen Flierls mit dem „Rat für die Künste“ und den kulturpolitischen Sprechern der Fraktionen im Abgeordnetenhaus deutlich. Des Senators Forderung nach Zusammenarbeit der drei Opernhäuser der Stadt im Rahmen einer übergeordneten Stiftung fand kaum Widerstand bei seinen Politikerkollegen. Den muss der PDS-Mann dagegen morgen erwarten, wenn er sich mit den Intendanten und Vertretern der Deutschen Opernkonferenz zu einem angeblich abschließenden Gespräch zur Opernreform treffen wird. Optimistisch sprach er davon, er erwarte sich ein „konsensfähiges Ergebnis“.
Allein das klang doch gehörig nach dem Pfeifen im Walde, hatten sich doch die betroffenen Intendanten Peter Mussbach (Staatsoper), Udo Zimmermann (Deutsche Oper) und Albert Kost (Komische Oper) schon zuvor gegen das Stiftungsmodell ausgesprochen. Ihre Empörung über diese Idee war so groß, dass sie noch in den vergangenen Tagen das Treffen insgesamt abgelehnt hatten. Sie befürchteten, mit ihren Häusern als Teile einer Stiftung ihre künstlerische Autonomie zu verlieren. Doch plötzlich, wie sie wieder zu einem Gespräch bereit waren, zeigte sich auch der Senator kompromissbereit: In der Akademie räumte er ein, dass man ja immer noch darüber reden könne, wie genau die von ihm präferierte Stiftung aussehen werde.
Während der erstaunlich entspannten Debatte mit den Kulturexperten der Fraktionen ließ Flierl schon einmal durchblicken, was das heißen könnte: So schwebt dem Senator eine Stiftung vor, die eher einem schlanken „Board“ als einem weiteren Wasserkopf über den Opernhäusern gleichen soll. Die Opern sollten dabei als Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs) installiert werden.
Wie weit die Planungen bereits sind, wurde jedoch erst nach dem Treffen in der Akademie deutlich, als ein Strukturkonzept in die Öffentlichkeit gelangte, das bereits ziemlich konkret anmutet: Kommt es zu einer Stiftung, sollen nichtkünstlerische Aufgaben der drei Häuser wie Verwaltung, Werkstätten und Marketing ausgegliedert werden: in eine noch zu gründende Bühnenservice GmbH.
Geht es nach diesem Strukturkonzept, würde das Land mit der Opernstiftung dann Verträge abschließen, die nach dem Deal funktionieren sollten: mehrjährige Zuwendungsverträge – dafür weniger Zuschüsse für die Häuser. Ein Stiftungsrat, dem auch Landespolitiker angehören, würde Intendanten ernennen und, vielleicht noch brisanter, Spielpläne bestätigen. Über der Stiftung würde ein Vorstand thronen, in dem neben dem Generaldirektor auch die drei Opernchefs sitzen würden. Jeder Intendant könnte zwar gegen Vorstandsbeschlüsse ein Veto einlegen. Der Stiftungsrat, also auch die Politik, könnte das Veto aber überstimmen.
Ob die Intendanten diesen geplanten Machtverlust durch die Pläne ihres Senators akzeptieren würden, ist mehr als fraglich. Im Senat ist weiter die Forderung nach einer Fusion der Häuser zu hören. Doch nicht nur von oben, auch von unten erfuhr Flierl gestern Druck: Der Gesamtpersonalrat der drei Opern, so betonten Arbeitnehmervertreter, lehne eine Generalintendanz ab. Den Opernmitarbeitern geht es dabei nicht nur um die hehre Kunst: Die mit der Opernreform erhofften Einsparungen von 15 Millionen Euro ließen einen „massiven Personalabbau“ befürchten, warnten sie. Die drei Opernhäuser der Stadt haben rund 2.000 Beschäftigte.
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