: Littmanns Theaterdonner
FC St. Pauli: Nach dem Rauswurf von Geschäftsstellenleiterin Tatjana Groeteke durch den Präsidenten steht nun Vize Christian Pothe als nächster vor dem Abgang
Zwei Wochen nach seinem Amtsantritt macht St. Paulis Präsident Corny Littmann Ernst und greift hart durch beim Schlusslicht der 2. Fußball-Bundesliga. Nach Trainer Joachim Philipkowski hat der Vereins- und Theaterchef seinen Vize Christian Pothe als Geschäftsführer einer Tochterfirma des FC St. Pauli und Tatjana Groeteke als Geschäftsstellenleiterin des Hauptvereins rausgeschmissen (taz berichtete). „Keiner hat geglaubt, dass die Tunte auf den Tisch hauen kann. Aber der Präsident hat‘s getan, denn jetzt ist Schluss mit lustig“, sagte Littmann gestern zu diesem Entschluss.
Dem Theater-König des Hamburger Rotlichtbezirks hat bei seiner Inventur des „Kiez-Klubs“ einiges nicht gefallen. „Jeder, der das interne Geschehen in den letzten Monaten und die Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit verfolgt hat, kann nicht überrascht sein von meinen Entscheidungen“, sagte Littmann. Zu den genauen Vorwürfen gegen die beiden Führungsmitglieder wollte er keine Aussage machen.
Pothe und Groeteke sollen sich vereinsschädigend verhalten haben, indem sie Interna an die Presse gegeben haben. Groeteke, die noch im November einen unbefristeten Vertrag erhalten hatte, wurde sogar Hausverbot erteilt, die Schlösser der Geschäftsstelle ausgetauscht.
Die Entscheidungen seien ihm nicht leicht gefallen, doch auch bei der Leitung seiner beiden Varietés „Schmidt“ und „Schmidts Tivoli“ habe er sich nie vor solchen Situationen gedrückt. Schwierig wird in den nächsten Wochen die Zusammenarbeit mit dem gewählten hauptamtlichen Vizepräsidenten Pothe: „Ich kann sie mir schwer vorstellen, denn der Verein steht mit ihm in einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung.“ Littmann hofft auf eine friedliche Einigung und will „kein Öl ins Feuer gießen“.
Die wichtigste Entscheidung steht aber noch aus: Über die Weihnachtstage soll ein Trainer verpflichtet werden, der den Bundesliga-Absteiger vor dem Absturz in das Amateurlager rettet. Die preiswerteste Lösung wäre, wenn sich Sportdirektor Franz Gerber selbst auf die Bank setzt. Doch das ist schwer vorstellbar, denn sein Verhältnis zu Manager Stephan Beutel ist schlecht. Spekulationen, dass Gerber der Nächste ist, der St. Pauli verlassen muss, machte Littmann ein Ende: „Das ist Blödsinn.“ BRITTA KÖRBER
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