Bagdad will eine neue Liste vorlegen

Irak ist bereit, die Namen von Wissenschaftlern bekannt zu geben und sie für Interviews mit den Waffeninspektoren ausreisen zu lassen. Die UNO sucht Aufnahmeländer. Beim jüngsten Angriff starben angeblich drei Menschen

BAGDAD/BERLIN ap/afp/taz ■ Die irakische Regierung will der UNO eine Liste mit den Namen von Wissenschaftlern vorlegen, die an atomaren, chemischen, biologischen und Raketenprogrammen mitgewirkt haben. Diese stünden dann den UN-Rüstungsinpektoren für Fragen zur Verfügung, erklärte am Donnerstag der irakische General Hossam Mohammed Amin in Bagdad, der Verbindungsoffizier zur UNO ist. Die Liste werde in zwei oder drei Tagen vorgelegt, sagte Amin.

Gleichzeitig gab Amin bekannt, dass der Irak Interviews der Wissenschaftler durch die UN-Inspektoren auch außerhalb des Landes zustimme, wie von den USA gefordert worden war. Allerdings betonte er, dass dies eine „persönliche Entscheidung“ der irakischen Experten sei und es nicht notwendig sei, den Irak für diese Interviews zu verlassen.

Bislang haben die Inspektoren einen irakischen Atomexperten, Professor Sabah Abd al-Nur, in der Bagdader Universität für Technologie befragt. Wie der britische Rundfunksender BBC berichtete, bestand der Professor darauf, dass ein irakischer Verbindungsmann an dem Gespräch teilnahm. Gemäß der Resolution des UN-Sicherheitsrates 1441 vom 7. November haben die Inspektoren das Recht, irakische Experten ohne die Anwesenheit von Regierungsfunktionären zu befragen. Sollte der Irak sich weigern, Wissenschaftler ausreisen zu lassen, stellt dies für die Bush-Regierung einen Bruch der Resolution dar. Inzwischen bemüht sich die UNO, Länder zu finden, die die Sicherheit der Wissenschaftler und ihrer Familien garantieren – bis hin zur Gewährung von politischem Asyl.

Nach Darstellung Bagdads haben die UN-Inspektoren bislang keine Beweise für die Existenz von Massenvernichtungswaffen gefunden. Die Kontrolleure hätten weder direkte noch indirekte Hinweise entdeckt, die die „Behauptungen“ Washingtons und Londons stützten, erklärte General Amin am Donnerstag.

Unterdessen hielten paramilitärische Verbände der regierenden Baath-Partei Manöver im Landeszentrum ab. Die Übungen in der Provinz Babil hätten dazu gedient, sich auf die Abwehr eines möglichen Angriffs der USA vorzubereiten, hieß es in der Armeezeitung al-Kadissija. Der irakische Handelsminister Mohammed Mehdi Saleh gab bekannt, dass alle Bürger seit einiger Zeit Doppelrationen an Lebensmittel erhielten, damit sie Vorräte für einen Krieg anlegen könnten.

Bei dem amerikanisch-britischen Luftangriff vom Donnerstag sind nach irakischer Darstellungen drei Menschen getötet und sechzehn verletzt worden. Außerdem sei eine Moschee beschädigt worden. US-Militärs sagten, es seien lediglich militärische Einrichtungen angegriffen worden. B. S.

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