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Russische Soldatenmutter über Ukraine„Es gibt schon Verweigerungen“

Mindestens 10.000 russische Soldaten dürften im Donbass sein, schätzt Walentina Melnikowa vom Komitee der Soldatenmütter. Sie empfiehlt, sich zu verweigern.

Soldaten der russsichen Armee während einer Sportveranstaltung. Bild: dpa
Interview von Victoria Bilash

taz: Frau Melnikowa, wie viele russische Soldaten kämpfen im Donbass?

Walentina Melnikowa: Das weiß ich nicht. Angaben darüber haben nur das Kommando der südlichen Region, das Kommando über die Fallschirmjäger und der Vorsitzende des Generalstabs. Ich kann die Situation aber ungefähr einschätzen. Ich denke, dort befinden sich um die 10.000 bis 14.000 russische Soldaten, darunter Fallschirmjäger, motorisierte Schützen und andere.

Wie kommen Sie darauf?

Aus der bitteren Erfahrung, die ich mit bewaffneten Konflikten habe, die von der sowjetischen und russischen Armee geführt worden sind. Es gibt gewisse Standards der Kriegsstatistik. Diese erlauben es uns, zu sagen, dass rund 10.000 Soldaten eingesetzt werden. Wir kennen die ungefähre Zahl der jungen Männer, die verschollen, umgekommen oder in Kriegsgefangenschaft geraten sind. Daher diese Rückschlüsse.

Wie lange befinden sich die Soldaten schon auf ukrainischen Territorium?

Das weiß ich nicht. Soldaten im Dienst haben sich bei uns bisher nicht gemeldet. Wir haben keine direkten Beschwerden in der Art „Mein Verwandter dient in der Ukraine“. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir die Nachricht über die russischen Fallschirmjäger aus Kostroma bekamen, gab es solche Beschwerden nicht.

Hat es denn auf der Krim russische Soldaten gegeben?

Ja. Zu Beginn gab es dort auch Fallschirmjäger, die auf die russische Militärbasis geflogen wurden. Das waren etwa 25.000. Kurz vor dem Referendum wurden auch andere Kampfeinheiten geschickt. Die landeten nicht nur auf der Militärbasis, sondern auch auf ukrainischem Boden. Sie kamen über die Straße von Kertsch, von dort jedenfalls wurde uns das berichtet.

Im Interview: Valentina Melnikova

68, ist verantwortliche Sekretärin des Kommitees der Soldatenmütter in Moskau. Sie arbeitet bereits seit 1986 in der Organisation mit.

Können die Soldaten sich weigern, an den Kämpfen in der Ukraine teilzunehmen?

Das sollten sie. Wenn keine offizielle Kriegserklärung vorliegt und auch keine Befehle der Oberbefehlshaber oder des Verteidigungsministeriums, hat das Kommando stärkere Vollmachten und kann über die Soldaten im Ausland verfügen. Ein Soldat kann sich weigern, indem er einen Bericht schreibt oder sich an die Staatsanwaltschaft, die für Kriege zuständig ist, wendet.

Gibt es schon Verweigerungen?

Berichte gibt es keine, Verweigerungen schon. Wie viele Verweigerer es gibt, kann ich nicht sagen. Ich werde darüber unterrichtet, Familiennamen werden mir aber keine genannt. Ich kann das nicht genau sagen, solange ich die Namen nicht habe.

In der Presse heißt es, Soldaten würden zum Auslandseinsatz gezwungen.

Wenn das so ist, können sie sich an die Staatsanwaltschaft wenden.

Aus dem Russischen von Ljuba Naminova

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14 Kommentare

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  • Walentina Melnikova lying. So-called "Komitee der Soldatenmütter" are fake organizations and receive funding from the American government funds or from NED or from the Soros Foundation and etc.

  • Liebe Kommune, versucht bitte, sachbezogen zu argumentieren.

  • Militärisch scheint die Situation folgendermaßen die Ukrainischen Streitkräfte sind demoralisiert, ohne jegliche Reserven (vor Ort) und besitzen nunmehr null Offensivkraft und ähnlich viel Verteidigungsfähigkeit oder -bereitschaft. In die letzte Offensive wurde alles geworfen was Verfügbar war an „Elite“ Streitkräften einschließlich faschistischer Mordkommandos. Material usw.. Das Defizit bestand in den taktischen Fähigkeiten, mangelnder Führung, unzureichenden RD und zeitlichem und vor allem politischen Erfolgsdruck. Die Verteidiger hielten den Angriffen (einer vielfachen Übermacht) stand, denn sie verteidigen ihr Leben und ihre Heimat, (mit allen Vorteilen Einheimischer) und konnten auch Dank internationaler Hilfe, auch russischer auf der Basis Spenden, NGO ppp usw die Initiative übernehmen. Die Verluste der Ukries betragen etwa 16000 Kämpfer tot bzw. verwundet und hunderten Stück Militärtechnik (die teilweise erobert wurde). ca. 8-9000 Mann sitzen in mehr oder weniger manifestierten Kesseln und warten auf Vernichtung oder Kapitulation die Luftwaffe gilt als zerschlagen. Novorossia steht nun vor dem Problem eine Massenbasis der VR incl. der Streitkräfte herzustellen und die Frontlinien nicht zu überdehnen -ein weiterer Fehler der Ukries. In der Ukraine läuft die 4. Mobilmachungswelle, Schrott wird wieder gangbar gemacht, die Paradefahrzeuge werden nicht lange „überleben“ und die „Wehrbereitschaft“ ist in der gesamten Ukraine am Boden, auch wurde die in der Menschheitsgeschichte größte „Anti terror OP“ bislang nur deshalb nicht zum „Bürger“ krieg erklärt weil man politische ökonomische und vor allem militärische Nachteile von Seiten des Westens befürchtet.Und da man nie mit einer solchen Klatsche gerechnet, auch sich auch die Parade durch Donetzk „etwas“ anders vorgestellt hat, ökonomisch und militärisch und ideologisch am Boden liegt -findet man schnell (auftragsgemäß) den Grund - „DER RUSSE“ greift an.

    • @X_TRA BLATT:

      Soeben habe ich gelesen, daß Putin die Rebellen gebeten hat, "humanitäre Korridore" für die vielen in der Nähe der Grenze zu Rußland eingekesselten ukrainischen Einheiten zu öffnen, damit sich diese Truppenteile ergeben und sich nach Rußland in Sicherheit bringen können. Damit solle weiteres Sterben verhindert werden. Es wäre ja nicht das erste Mal, daß sich ukrainische Soldaten unter Zurücklassung ihrer Waffen nach Rußland vor den Rebellen in Sicherheit bringen.

  • Seit Monaten führt die ukrainischen Armee einen Krieg. Die Zahl der Toten und Verletzten ist unbekannt, vermutlich über 10 000.

     

    Und?

     

    Aber in Russland gibt es Soldatenmütter und sie schlagen sofort Alarm. Und gerade diese Frauen haben einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung und Steigerung der Kampfkraft der russischen Armee geleistet.

     

    Das zeigt die positive Wirkung der Zivilgesellschaft in Russland.

     

    Schade, dass so etwas in der Ukraine nicht gibt, oder auf der Ignorliste der taz steht.

    • @Gregor Hecker:

      Walentina Melnikova liegen. Sogenannten "Komitees der Soldatenmütter" sind gefälscht Organisationen und mit Förderung durch die amerikanische Regierung Fonds oder von NED oder von der Soros-Stiftung und etc. erhalten.

      Die russische Armee nicht kämpft in der Ukraine. Russischen Freiwilligen finden in der Donez-Becken, aber sie sind nicht regulären Armee. Gerade die russischen Freiwilligen sind eine Manifestation der "Zivilgesellschaft"

  • Nun bemüht man hier auch noch Glaskugeln und Wahrsagerinnen. 25.000 Mann war die Stärke Vertragsgemäß auf der Krim stationieren durften, die drängelten sich also zusätzlich auf russischen Marinebasen herum. Für wie blöd hält man uns eigentlich? Entweder eine recht freie Übersetzung (Offiziell war von 22.000 Russischen Militärangehörigen incl Verstärkungen die Rede) oder zeigt das das Wahrsagen, Vermuten „bitteren Erfahrungen“, „nicht Wissen“ also Glaskugelgucken seine Tücken hat. Oder wiedermal eine NGO die endlich „liefern“ sollen -bezahlt wurde im Voraus.

    • @X_TRA BLATT:

      Towarisch, Sie sollten an ihrem Deutsch noch etwas arbeiten. Melden Sie sich bei ihrem Kommandeur für ein paar Grammatikstunden zurück.

      • @ingrid werner:

        Und Sie an Ihrem Russisch - es heißt "това́рищ", also "Towarischtsch". :-P

        Was mich an dem Interview gewundert hat, daß ein großer Teil der Aussagen von Frau Melnikowa, deren Einsatz ich respektiere, recht verschwommen war. Hat sie in ihrer Funktion und mit ihren Verbindungen denn wirklich keine konkreten Angaben, Namen, Zahlen?

        • @Der_Peter:

          laut "google übersetzer" gibt's für "Towarischtsch" gar nix. Mit "Towarisch" kommt man auf "това́рищ"- (továrishch), ukrainisch für "Kameraden", russisch für "Kamerad, Freund, Gefährte, Kollege, Kumpel, Sozius".

        • @Der_Peter:

          Machen sie sich besser noch mal schlau, es gibt genügend Wörterbücher im Internet inkl Tonaufnahmen.

        • @Der_Peter:

          thx 4 your help ;-)

      • @ingrid werner:

        Bürgerin Sie "intelligente" .... Verbraucherin. Lassen Sie mich bitte nicht länger an Ihrer Intelligenz teilhaben. Bitte lassen sie mir Ihre Daten zukommen -zwecks Beleidigungsklage ;-) oder alternativ lassen Sie Ihr substanzloses Gesülze und kommen Sie (zur Abwechslung mal) mit Argumenten -deutsch genug? Dann erfahren Sie genau mit wem Sie es zu tun haben. Und jetzt noch ein wenig (holpriges) Englisch -dont mess with me b...